Ich liebe Jazz.
Wenn sich die Musik aus dem Samen einer kleinen Melodie immer weiter entfaltet. Wenn ich vor lauter Groove meine Füße nicht mehr stillhalten kann.
Ich liebe die Kreativität des immer neuen Erfindens, der Improvisation und Weiterentwicklung. Das Zusammenspiel ganz unterschiedlicher Musiker, die auf Basis eines kleinen gemeinsamen Nenners großartige neue Stücke erschaffen.
Und ich bin davon überzeugt, dass wir in der Teamführung unglaublich viel vom Jazz lernen können. Denn Jazz Combos sind echte High Performance Teams.
Aber was macht diese Teams aus? Wie kommen sie in den Groove? Und was ist die Rolle ihres Leaders? All das liest du in diesem Blogartikel.
Du willst wissen, was echten Groove ausmacht? Dann hör dir mal „So What“ von Miles Davis an – ein geniales Stück, zu seiner Zeit revolutionär.
Und das Erstaunlichste? Es war ein First Take. Vor der Aufnahme hatte dieses Stück noch nie jemand gespielt. Nie. Es gab die Melodie von Miles – mehr nicht. Alles andere war spontane Entwicklung, pure musikalische Exploration.
Hier geht‘s zur Aufnahme auf Spotify. Hör mal rein. Es ist unglaublich.
Bill Evans am Klavier beginnt mit ein paar zarten, impressionistischen Tönen – vorsichtig tastend, als würde er den neuen Klangraum ausloten. Dann setzen Schlagzeug (Jimmy Cobb) und Bass (Paul Chambers) ein. Die ersten Takte der Melodie erklingen, ganz schlicht. Wenig später steigen die Bläser ein: Miles Davis (Trompete), John Coltrane (Tenorsaxophon), Cannonball Adderley (Altsaxophon).
Die Melodie? Simpel, fast minimalistisch: ein einprägsames Frage-Antwort-Muster.
"da-da-da-da-da-da-daaa."– "Baaah...Baaah!"
Nur zwei Akkorde, die jeweils für acht Takte gehalten werden. Mehr braucht es nicht für eines der größten Stücke der Jazzgeschichte. Und trotzdem entsteht in Sekunden ein Groove. Ich wette, schon nach wenigen Takten kannst du deine Füße nicht mehr stillhalten.
Nach eineinhalb Minuten ist das musikalische Fundament gesetzt – jetzt beginnt die Magie der Improvisation.
Miles Davis übernimmt das erste Solo. Das Schlagzeug hält den Takt, Bill Evans gibt feine harmonische Impulse. Die anderen Bläser? Sie stehen entspannt dabei und warten. Jetzt ist Miles’ Moment – später werden sie an der Reihe sein.
Zwei Minuten pure Energie. Dann übernimmt der nächste. Jeder bringt seine eigene Persönlichkeit in den Sound ein:
🎺 Miles Davis – lyrisch, reduziert, fast meditativ.
🎷John Coltrane – explosiv, harmonisch dicht.
🎷Cannonball Adderley – voller Blues- und Bebop-Elemente.
🎹 Bill Evans – impressionistisch, fließend.
Keiner spielt für sich allein. Das Schlagzeug hält alles zusammen, die Mitspieler setzen Akzente, geben Impulse, reagieren. Nach acht Minuten kehren alle gemeinsam zur Melodie zurück und finden – scheinbar mühelos– einen perfekten Abschluss.
Was für ein Genuss!
Was sich nach freier Improvisation anhört, funktioniert nur, weil Jazzmusiker einer klaren und bewährten Struktur folgen. Eine Struktur, die genauso für High-Performance-Teams funktioniert:
Eine einfache, aber kraftvolle Struktur, in der Großartiges entstehen kann. Und sie funktioniert nicht nur im Jazz, sondern genauso in deinem Unternehmen.
Denn auch ihr startet mit einer Idee. Alles andere entwickelt sich erst auf dem Weg. Und jeder neue Schritt ist ein First Take. Der kann klappen, wenn alle aufeinander hören, sich einbringen und dem Prozess vertrauen. Oder er kann scheitern, wenn Chaos oder Ego die Überhand gewinnen.
Nutze den Jazz-Prozess, um dein eigenes High-Performance-Team in den Groove zu bringen!
Die Aufgaben eines Bandleaders – und eines Team Leads – sind vielseitig. Du bist Dirigent, Visionär, Kommunikator und manchmal sogar Psychologe. Und das in einer Doppelrolle: Leader und Mitspieler auf Augenhöhe.
"He’d just look at you a certain way, and you knew what to do."
Wayne Shorter über Miles Davis
Ein echtes High-Performance-Team zeichnet sich durch enge Zusammenarbeit, hohe Eigenverantwortung und schnelle Entscheidungsfindung aus. Um das zu erreichen, braucht es zwei Dinge: Kompakte Größe und Vielfalt.
Es gibt einen guten Grund, warum Jazz-Combos maximal 8 Mitspieler haben:
🎵 Zu viele führen zu Chaos.
🎵 Zu wenige schränken die Vielfalt ein.
Dasselbe gilt für High-Performance-Teams - 8 Mitglieder sind das Maximum.
Wichtig ist auch die Vielfalt einer Jazz-Combo: Jedes Instrument ist nur einmal vertreten. Die unterschiedlichen Klangfarben machen die Musik lebendig – genau wie unterschiedliche Perspektiven euer Leadership Team bereichern.
Trotz aller Improvisation braucht es klare Verantwortlichkeiten, damit das Team nicht auseinander fällt. Im Jazz sind das die Melodieinstrumente, die das Thema prägen, die Rhythmusgruppe, die für den Drive sorgt und die Akkordinstrumente, die für die harmonische Struktur sorgen.
Definiert gemeinsam eure Rollen im Team.
Das Ziel einer guten Teamaufstellung: Ein Team, das sich gegenseitig ergänzt – statt sich im Weg zustehen.
Jazz Combos improvisieren mit einer unglaublichen Freiheit. Doch diese Freiheit funktioniert nur, weil sie auf einer minimalen, aber unverhandelbaren Struktur basiert. Im Jazz wird diese Minimalstruktur in den sogenannten „Lead Sheets“ festgehalten. Eine Seite, die Melodie, der Takt, die Akkorde in vereinfachter Notation. Die Quintessenz des Grooves.
Hier das Lead Sheet von „So What“:
Die Melodie ist der rote Faden, den jeder kennt und umspielt. Sie wird am Anfang einmal durchgespielt und taucht dann immer wieder in Stücken oder Variationen auf. Eure Melodie ist die Mission eures Leadership Teams. Ein gutes Zusammenspiel ist nur möglich, wenn ihr eine gemeinsame Story habt, die jeder in jedem Detail versteht.
Wie definiert ihr eure Mission?
Akkorde bestehen aus mehreren Tönen, die harmonisch zusammenklingen. Das Wort stammt vom lateinischen „accordare“ – „in Übereinstimmung bringen“.
Jeder Jazzer kennt die passenden Akkorde und kann innerhalb dieser Tonräume frei wählen. Das ist die Magie der Improvisation: Jeder spielt individuell – doch durch das gemeinsame Verständnis der Akkordfolgen klingt es immer richtig.
Die Akkorde der Führung sind eure gemeinsamen Werte - das Fundament eurer harmonischen Zusammenarbeit. Doch Werte allein reichen nicht – entscheidend ist:
Das sind eure Arbeitsprinzipien – die gelebte Umsetzung eurer Werte.
Während sich die Melodie weiterentwickelt und variiert, bleibt der zugrundeliegende Rhythmus konstant. Er ist der Taktgeber, der alles zusammenhält.
One of the biggest advantages that startups have, is execution speed. And you have to have this relentless operating rhythm.
Sam Altman, President Y-Combinator
Euer Rhythmus ist eure Meeting-Kadenz – die Struktur eurer Zusammenarbeit:
Viele Leadership-Teams verzichten aus Zeitgründen auf einen festen Meeting-Rhythmus. Die Folge? Ad-hoc-Entscheidungen für das Dringliche, aber kein Raum für das Wichtige. Ohne klare Abstimmung entstehen Missverständnisse – und das Team verliert an Synchronisation.
Das Team-Äquivalent zum Lead Sheet ist eure Team-Charta. (Hier der Zugang zu einem Template: Deutsch / Englisch).
Ein gemeinsames Dokument, das alle zentralen Vereinbarungen festhält:
Und das jedes Teammitglied unterschreibt – als klares Commitment zu dieser Arbeitsweise. Genau diese minimale, aber unverhandelbare Struktur ermöglicht großartige Improvisation – und echte Innovation. Aus dem Stand.
Wenn ihr das Team zusammengestellt und den Rahmen der Zusammenarbeit definiert habt, beginnt das eigentliche Zusammenspiel –und mit ihm die Improvisation.
Ein gutes Leadership-Team ist wie ein CEO in Großformat– es übernimmt gemeinsam die Aufgaben, die sonst auf eine einzelne Führungsperson konzentriert sind.
Hinter all diesen Aufgaben stehen vier Kernkompetenzen:
Die Führung eines High-Performance-Teams ist eine Kompetenz für sich. Und wie jede Führungskompetenz: Man kann sie lernen.
Reflektiert eure Zusammenarbeit regelmäßig:
Beides, Feedback und Retros, sollten einen festen Platz in euren Meetings haben. Lernt aus euren Misserfolgen, feiert eure Erfolge und werdet damit gemeinsam immer besser.
Jazz ist nicht nur Technik – es ist vor allem Spielfreude, Flow und das tiefe Vertrauen ins Zusammenspiel. Genau das macht auch ein großartiges Leadership-Team aus: Eine Gruppe starker Teamplayer, die sich gegenseitig inspirieren, fordern und gemeinsam etwas Größeres schaffen.
Hier der Prozess nochmal im Überblick:
Wie in einer Jazz-Combo geht es nicht darum, perfekt zu spielen – sondern darum, einander zuzuhören, Impulse aufzugreifen und den richtigen Groove zu finden. Manchmal trifft jemand eine unerwartete Note – und genau daraus entsteht etwas Magisches.
Miles Davis bringt das auf den Punkt:
Anybody can play. The note is only 20 percent. The attitude of the motherfucker who plays is 80 percent.
Miles Davis
Team Leadership ist kein starres Konzept, sondern lebendige Improvisation. Wenn ihr euch als Team aufeinander einlasst, mit Neugier experimentiert und euch in eurer Rolle frei entfaltet, dann werdet ihr nicht nur effizienter – sondern auch kreativer, mutiger und letztlich: besser.
Also, stellt euch auf, hört aufeinander – und findet euren ganz eigenen Groove. 🎶🔥
Viel Spaß beim Spielen!
Jazz-Combos sind echte High-Performance-Teams: Sie liefern Spitzenleistungen mit minimalen Regeln, maximaler Eigenverantwortung und einem perfekten Zusammenspiel.
Diese 5 Jazz-Prinzipien bringen dein Team in den Groove:
💡 1. Sei der Band Leader, nicht der Dirigent.
Deine Aufgabe ist es, das Team zusammen zustellen, den Rahmen zu setzen und die Zusammenarbeit zu moderieren. Führung heißt nicht Kontrolle, sondern Vertrauen und Empowerment.
💡 2. Setze auf ein kleines, diverses Team.
3 bis maximal 8 Personen mit individuellen Stärken und Stilen. Jeder hat eine klare Rolle und bringt sich aktiv ein – für ein gemeinsames Meisterwerk.
💡 3. Synchronisiert euch mit minimalen Regeln.
Mit einer klaren Team-Charta legt ihr fest: Die Mission & Aufgaben des Teams, die Werte & Prinzipien, aus denen ihr miteinander arbeitet, den Rhythmus & die Struktur eurer Zusammenarbeit. Mehr braucht es nicht für ein exzellentes Zusammenspiel.
💡 4. Improvisiert gemeinsam und schafft Großes.
Innovation und Unternehmensentwicklung entsteht in der Zusammenarbeit und im kritischen Diskurs. Lernt, Konflikte kreativ zu lösen und gemeinsam mutige Entscheidungen zu treffen.
💡 5. Reflektiert regelmäßig eure Zusammenarbeit.
High Performance verlangt kontinuierliches Lernen. Gebt euch Feedback, macht Retros, feiert Fortschritte und entwickelt euch stetig weiter.
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In 5 Schritten zur effektiven Entscheidung. Zu effektiven Entscheidungen kommt ihr, wenn ihr diese 5 Schritte eines Entscheidungsprozesses rigoros durchlauft.
4 Bausteine einer starken Accountability-Kultur. Gelebte Rechenschaft macht euch zum High Performance Team. Mit diesen 4 Bausteinen schafft ihr eine starke Accountability-Kultur.
Ein gutes Feedback ist ein Feed Forward. Gutes Feedback ist wie ein kleines Coaching und bringt euch einen gewaltigen Schritt nach vorne. So geht es!