
„Ich bin wirklich schlecht darin, meine Erfolge zusehen!“
Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Seufzer schon gehört habe.
Die meisten ambitionierten Menschen sind Weltmeister darin, sich selbst zu kritisieren – oft mit einer Härte, die sie anderen niemals zumuten würden.
Und wenn wir es mal gut mit uns meinen, folgen wir dem schwäbischen Motto:
„Ned gschimpft isch globt gnug.“ Super Ergebnis, Haken dran, weiter im Text.
Dahinter stecken zwei Glaubenssätze:
Das Problem: So funktionieren wir nicht.
Schon gar nicht, wenn wir durch einen intensiven persönlichen Veränderungsprozess gehen – wenn wir unsere Selbstsabotage hiner uns lassen wollen.
Dann brauchen wir etwas völlig anderes:
den Mut, unsere Erfolge radikal anzuerkennen.
Sie auszukosten. In ihnen zu baden. Sie in unser Nervensystem einzubrennen.
Genau darum geht es hier: Wie du Radikale Selbstbestärkung zu einem echten Entwicklungsbooster machst und die Methode dahinter: Erfolgsverankerung.
Radikale Selbstbestärkung ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit: bewusstes Rückschauen auf gelungene Situationen, um sie mental, emotional und körperlich zu verankern.
Vor Kurzem hatte ich ein Coaching mit einem Unternehmer, nennen wir ihn Peter.
Wir hatten in der vorherigen Session ein schwieriges Gespräch mit seiner Co-Founderin vorbereitet. Ein Gespräch, das er monatelang gemieden hatte – aus Angst, die Beziehung zu beschädigen.
Das Gespräch hatte inzwischen stattgefunden. Nun saß er vor mir und sagte:
„Das war ganz anders als erwartet.“
Er war mit schwerem Herzen hineingegangen – und kam sehr erleichtert wieder heraus.
Er hatte zum ersten Mal klar ausgesprochen, was für ihn nicht funktionierte und was er sich für die Zusammenarbeit wünscht.
Statt der befürchteten Distanz erlebte er Dankbarkeit. Seine Co-Founderin fühlte sich gesehen, konnte offen über eigene Schwierigkeiten sprechen. Die Beziehung wurde stärker statt schwächer.
Peter sagte leise:
„Ich habe immer Angst, Klarheit zerstört Beziehung.
Aber es ist genau andersherum.“
Wir hätten an dieser Stelle weitergehen können – das nächste Thema wartete schon.
Aber wir taten das Gegenteil:
Wir blieben. Wir vertieften. Wir verankerten das Gelingen.
Hier ein grober Eindruck eines viel längeren Austausches:
Ich fragte: „Wie hat sich das angefühlt?“
Er atmete tief. Die Schultern sanken. „Wie ein Ankommen in meiner Rolle. Ein Stück neues Ich.“
Ich lud ihn ein, die Augen zu schließen und nachzuspüren. „Da ist Wohlwollen“, sagte er. „Ich war klar – und ich habe geholfen.“
Dann fragte ich: „Was ist NICHT passiert – obwohl du es befürchtet hattest?“
Er lachte. „Sie war nicht verletzt, ist nicht gegangen. Im Gegenteil: Wir fühlen uns verbundener als vorher.“
Zum Schluss: „Was macht diese Erfahrung möglich für die nächsten Gespräche?“
Peter: „Ich muss Probleme nicht allein lösen. Ich muss nur meine Beobachtungen klar machen – und dann gemeinsam weitergehen. Und ehrlich gesagt: Ich freue mich schon auf das nächste Gespräch.“
Während unseres Gesprächs war Peter förmlich gewachsen. Seine Stimme wurde immer überzeugter und fester. Die Entspannung war sichtbar. Da saß jemand, der festen Boden unter den Füssen hatte.
Radikale Selbstbestärkung ist die bewusste Entscheidung, das eigene Gelingen zu würdigen und im Körper zu verankern. Die Methode dahinter ist die Erfolgsverankerung: das mentale, emotionale und körperliche Nachspüren eines Moments, in dem du über deinen alten Schatten gesprungen bist.
Erfolgsverankerung macht aus einer guten Erfahrung eine neue Möglichkeit.
Mit der Übung wird aus der Möglichkeit eine Routine.
und diese neuen Routinen prägen deine neue Identität.
Wir haben es alle erlebt: Wenn wir alte Verhaltensmuster ändern wollen, reicht es nicht, neue Gedanken zu denken.
Ein kluger Satz wie „Kritisches Feedback ist wertvoll“ verändert nichts, solange dein Nervensystem weiterhin „Achtung, Gefahr!“ funkt.
Denn alte Muster bestehen nicht nur aus deinen Gedanken. Sie sind komplexe neuronale Glaubenssysteme, die unser Verhalten seit Jahren– manchmal Jahrzehnten – automatisieren.
Ein Glaubenssystem umfasst vier Ebenen:
Diese Ebenen aktivieren sich gegenseitig. Sie bilden stabile, tief verschaltete Programme – deine neuronalen Autobahnen: breit, schnell, automatisiert, energieeffizient, vertraut, selten hinterfragt.
Und sie ziehen dich selbst dann in alte Muster, wenn du eigentlich anders agieren willst.
Wenn du etwas Neues tust — ein klares Feedback gibst, eine Grenze setzt, dich zeigst — entsteht im Gehirn nicht nur ein neuer Gedanke. Es wird ein neues neuronales Muster angelegt. Leider ist das anfangs eher ein dürrer Trampelpfad: Kaum sichtbar im Gestrüpp, ungewohnt, langsam und holprig.
Dein Nervensystem vertraut ihm noch nicht. Es zweifelt, warnt und versucht dich mit aller Kraft auf die alte Autobahn zurückzuziehen. Anders als der der alte Spruch „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ suggeriert, ist das kein Zeichen fehlender Disziplin, sondern reine Neurobiologie.
Erfolgsverankerung ist keine Schönfärberei. Sie ist gezielte neuronale Verstärkung und verknüpft:
Diese vier Ebenen bilden gemeinsam ein neues neuronales Netzwerk.
Jedes bewusste Wiedererinnern, Wiederfühlen, Wiederverstehen verbreitert den Pfad, stärkt die neuen synaptischen Verbindungen, reduziert alte Alarmreaktionen und baut Vertrauen in das neue Selbst auf.
Genauso ist die alte Autobahn entstanden: Durch jahrelange Wiederholung von Verhaltensmustern, die mal für dich funktioniert haben, dir heute aber im Wege stehen.
Und so entsteht auch die neue: Durch bewusste Verstärkung des Gelingenden.
Basis: Wähle eine konkrete Situation
Such dir eine Situation der letzten Tage, in der du etwas Neues ausprobiert hast – und es gut oder besser als früher gelaufen ist. Wichtig: Es muss nicht „perfekt“ gewesen sein. „Besser als früher“ reicht völlig.
Suche dir dann einen ruhigen Ort. Idealerweise findest du einen Sparringspartner, der dich durch die Schritte begleitet. Jetzt beginnt die eigentliche Erfolgsverankerung.
Schritt #1: Was genau ist passiert?
Versetze dich so plastisch wie möglich zurück in die Situation:
Hier geht es um die Rekonstruktion des Moments: Was ist objektiv gelungen? Normalerweise hören wir hier bereits auf. Und schwupp, ist die gute Erfahrung wieder vergessen - und die nachhaltige Veränderung verhindert.
Schritt #2: Wie hat es sich angefühlt?
Jetzt kommt der entscheidende Teil: das emotionale und körperliche Erleben.
Dieser Schritt beginnt, das neue Verhalten körperlich zu verankern. Denn - wie oben beschrieben - alte Glaubenssysteme bestehen nicht nur aus Gedanken, sondern aus Emotionen, Körperreaktionen und automatisierten Schutzstrategien.
Nur wenn du auch das alte Gefühl überschreibst, wird dein Nervensystem auf das neue Verhalten umschwenken können.
Schritt #3: Vertiefung der Körpererfahrung
Weil wir oft zu schnell über gute Gefühle hinweggehen, vertiefst du sie jetzt bewusst:
Schließe die Augen ... Atme langsam ... Spüre die Ruhe, die Klarheit, die Verbundenheit, die sich eingestellt haben ... Genieße sie wie eine warme Dusche ...Bestärke dich: „Das war gut. So möchte ich mich wieder fühlen.“
Wenn du die Übung mit einem Partner machst, kann er oder sie dich durch Mini-Impulse begleiten:
Dieser Schritt ist das „Neural Rewiring“. Hier entsteht Vertrauen in das neue Verhalten.
Schritt #4: Was ist NICHT passiert?
Du hast jetzt mit jeder Sehne deines Körpers erfahren, dass etwas Neues geht und wie gut es sich anfühlt. Jetzt konfrontierst du deinen alten Glaubenssatz. Dazu reichen zwei Fragen:
Diese Fragen nehmen dem alten Glaubenssystem die Macht. Sie entlarven die innere Warnung („Achtung, Gefahr!“) als das, was sie ist: ein veraltetes Schutzprogramm.
In diesem Moment überschreibst du nicht nur deine Gedanken, sondern das ganze Netzwerk aus alten Emotionen, Körperempfindungen und Verhaltensroutinen.
Schritt #5: Blick nach vorn – Was wird möglich?
Zum Abschluss richtest du deinen Blick nach vorne:
Diese letzte Frage ist entscheidend: Positive Erfahrungen haben eine kurze Halbwertszeit.
Je früher du das neue Verhalten wiederholst, desto schneller wird es zur Routine – und schließlich zu einem neuen inneren Standard und Teil deines Selbst.
So wird aus einer gelungenen Situation ein Motor der Transformation.
Die meisten Menschen erleben negative Erfahrungen intensiv - aber positive rutschen ihnen durch:
Doch das, was wir emotional verstärken, prägt unsere neuronale Autobahn.
Wenn wir das alte, dysfunktionale Verhalten in den Fokus nehmen, kitten wir zwar die gröbsten Schlaglöcher der alten Autobahn, bleiben aber de facto im alten Muster hängen.
Wenn wir das Gelingen nicht auskosten, bleibt es ein Zufallstreffer: „War halt mal ein guter Tag.“
Erst wenn wir das neue Gelingen in uns verankern, wird es ein neuer innerer Standard.
Das ist Veränderung von innen. Radikale Selbstbestärkung mit der Methode der Erfolgsverankerung.
Meine Einladung an dich: Probier es aus.
Eine Woche lang jeden Abend drei Minuten Erfolgsverankerung.
Knöpf dir etwas vor, das an diesem Tag besonders gut gelaufen ist. Durchdringe es, genieße es, verankere es tief in dir.
Ich verspreche Dir: Das kann dein gesamtes Selbstbild verschieben.
Wir überschätzen Selbstkritik – und unterschätzen Selbstanerkennung.
Viele analysieren Fehler endlos, übergehen aber ihre Erfolge. Dabei entsteht echte Entwicklung dort, wo wir gelingende Momente bewusst verankern.
Alte Muster sind neuronale Autobahnen.
Sie bestehen aus Gedanken, Emotionen, Körperreaktionen und automatisierten Verhaltensweisen. Sie ziehen uns selbst dann zurück, wenn wir eigentlich etwas Neues wollen.
Neue Verhaltensweisen starten als Trampelpfad.
Wenn wir mutig Klarheit zeigen oder Grenzen setzen, entsteht ein neues neuronales Muster – anfangs holprig, unklar, leicht zu übersehen.
Radikale Selbstbestärkung ist der Schlüssel.
Sie bedeutet: das eigene Gelingen nicht klein reden, sondern würdigen. Innere Größe nicht wegschieben, sondern spüren und verkörpern.
Erfolgsverankerung ist die Methode dazu – in 5 Schritten:
Das Ergebnis: nachhaltige innere Transformation.
Indem wir Erfolge fühlen, vertiefen und wiederholen, wird aus einem einzelnen Moment eine neue Routine – und schließlich dein neues Selbst.