Manchmal reicht ein Blick. Ein Wort. Ein Halbsatz.
Und plötzlich steht alles in dir auf Alarm: Dein Puls steigt, dein Atem wird eng, du willst kämpfen, fliehen oder einfach nur verschwinden.
Du bist mitten in einer Alltagssituation – und doch fühlt es sich an, als wärst du in einem alten Film gelandet.
Willkommen in der Welt der Trigger.
In meiner Coachingarbeit erlebe ich täglich, wie kraftvoll – und tief – diese Reaktionen wirken. Selbst bei reflektierten Menschen in verantwortungsvollen Rollen:
Drei Geschichten. Drei Arten von Triggern. Und eine gemeinsame Botschaft:
Trigger sind keine Störung – sie sind eine Einladung, du selbst zu werden.
In diesem Blogartikel zeige ich dir die drei häufigsten Trigger-Typen - und wie du sie als Wegweiser nutzt. Zu dir selbst. Und zu einer reifen, souveränen Führung.
Lass dich inspirieren und starte deine persönliche Leadership-Reise!
Your Journey far Beyond!
Jemand macht eine Bemerkung, wirft dir einen sonderbaren Blick zu, kritisiert dich beiläufig – und plötzlich stehen dir alle Haare zu Berge. Dein Herz rast, dein Magen zieht sich zusammen, deine Gedanken spielen verrückt.
Du bist nicht mehr in der Situation – du bist die Situation.
In solchen Momenten fühlt es sich an, als würde ein altes Monster in dir erwachen - ein Gefühl, das du eigentlich unterdrückst: Wut, Angst, Scham, Ohnmacht. Plötzlich ist es wieder da. Laut und übermächtig zwingt es dich in den inneren Kampf.
Du bist getriggert.
Aber was heißt das eigentlich?
Getriggert zu sein heißt:
Etwas in der Gegenwart berührt etwas Unverarbeitetes in dir – und dein Körper reagiert, als wäre die alte Situation wieder real.
In solchen Momenten übernimmt dein Nervensystem das Steuer:
Der eigentliche Auslöser? Meist unscheinbar. Aber dein inneres System reagiert mit voller Wucht.
Der Trigger ist ein Auslöser, kein Verursacher. Die Situation bringt nur an die Oberfläche, was längst in dir schlummert:
Getriggert zu sein ist nicht das Problem.
Unbewusst darin stecken zu bleiben – das ist es.
Getriggert zu sein ist keine Schwäche. Es ist eine Einladung. Die Einladung, ehrlich und neugierig hinzusehen. Dich selbstbesser zu verstehen. Und Schritt für Schritt aus der Reaktivität herauszufinden – zurück in die Verbindung zu dir.
In meiner Coaching-Arbeit fällt mir immer wieder auf: Es gibt nicht nur den einen Trigger-Typus.
In der klassischen Psychologie wird der Begriff „Trigger“oft fast ausschließlich mit alten Wunden oder emotionalem Schmerz verbunden. Doch meine Erfahrung zeigt: Es gibt mindestens drei Arten von Triggern – jede mit ihrer eigenen Dynamik.
Was alle drei eint: Sie lösen in uns eine Reaktion auf eine vermutete Bedrohung aus. Unser Nervensystem schlägt Alarm, weil etwas in uns glaubt:
„Achtung – hier bist du nicht sicher!“
Doch was genau als bedrohlich erlebt wird, ist bei jedem Trigger-Typ verschieden. Hier eine erste Übersicht – direkt aus meiner Praxis:
Wenn du erkennst, welcher Trigger dich gerade erwischt hat, kannst du bewusst entscheiden, wie du damit umgehen willst. Denn: Nicht jeder Trigger braucht dieselbe Antwort.
Und: Auch wenn sich Trigger bedrohlich anfühlen – die Bedrohung ist meist nicht real, sondern ein Echo der Vergangenheit, ein Spiegel innerer Konflikte oder ein Ruf nach Entwicklung.
Der erste Schritt auf dem Weg aus der Reaktivität ist: Erkennen, was dich triggert. Halte also einen Moment inne – und frage dich ehrlich:
Mit dieser Reflexion gibst du dem Trigger einen Namen– und machst damit den ersten Schritt: Raus aus der automatischen Reaktion – hinein in bewusste Selbstführung.
Jüngst im Coaching: Ein Gründer – nennen wir ihn Sven – will verstehen, warum ihn sein Investor immer wieder so dermaßen aus der Fassung bringt:
„Der spricht mit so einer Leichtigkeit darüber, dass ich ein paar Leute entlassen könnte, um schneller profitabel zu werden.“ Sven stockt. „Und jedes Mal schreit alles in mir auf.“
Ein typischer Werte-Trigger – ein Vorschlag, den etwas in ihm als grundsätzlich falsch empfindet. In seinem Fall geht es um: Loyalität und Fairness seinem Team gegenüber - statt kurzfristiger Gewinnoptimierung.
Werte-Trigger entstehen, wenn jemand etwas sagt oder tut, das gegen deine tief verankerten Überzeugungen verstößt.
Das kann Ungerechtigkeit sein, Respektlosigkeit, ein Mangel an Integrität – oder schlicht ein Verhalten, das deinem moralischen Kompass widerspricht
Die Reaktion ist oft heftig: Empörung. Rückzug. Kampf. Innerer Aufruhr. Was dahintersteht: Deine Werte sind dein inneres Navigationssystem. Wenn sie verletzt werden, ist das wie ein Angriff auf deine Identität.
Der Trigger ist ein innerer Alarm – und zugleich eine Einladung: Steh auf für das, was dir wirklich wichtig ist. Aber nicht im Kampf – sondern mit Klarheit, Haltung und innerer Integrität.
Werte-Trigger laden dich ein, dir bewusst zu machen:
Verwandle deine Reaktivität mit diesen Erkenntnissen in bewusste Gestaltung: Mach deine Werte sichtbar. Sprich sie aus. Und schaffe ein gemeinsames Verständnis, mit dem ihr auf Augenhöhe nach Lösungen suchen könnt.
Damals, als ich COO bei etventure war, arbeitete ich eng mit einem der Gründer zusammen: Philipp Depiereux.
Philipp war eine echte „Bühnensau“ – im besten Sinne: charismatisch, extrovertiert, voller Energie, ein großartiger Storyteller. Egal auf welcher Bühne – mit seiner Leichtigkeit und Präsenz zog er jedes Publikum in seinen Bann.
Und ich? Ich stand daneben – spürte Neid. Redete seine Leistung innerlich klein, befand ihn als zu leicht und oberflächlich. Doch tief im Herzen wusste ich: Das würde ich auch gern können. Aber ein alter Glaubenssatz hielt mich zurück:
„Du darfst dich nicht in den Vordergrund stellen. Deine Größe könnte andere verletzen.“
Doch meine Abwehr galt nicht ihm. Ich war gefangen in meinem eigenen inneren Verbot. Ein klassischer Schatten-Trigger.
Schatten-Trigger entstehen, wenn du mit Verhaltensweisen konfrontiert wirst, die du dir selbst nicht erlaubst – sei es aus Angst, Gewohnheit oder früherer Prägung.
Typische Qualitäten, die solche Trigger aktivieren, sind:
Statt Bewunderung spürst du dann oft: Abwehr, Neid oder stille Überheblichkeit. Nicht, weil der andere „zu viel“ ist – sondern weil er etwas lebt, das in dir ungelebt geblieben ist.
Der Psychoanalytiker C. G. Jung nennt das den „Schatten“– jenen Teil der Persönlichkeit, den wir verdrängt haben, weil er nicht zu unserem erlernten Selbstbild passt. Wenn jemand anders deinen Schatten lebt, reagiert dein Inneres nicht mit Freude, sondern mit Frust – du spürst:
„Das gehört eigentlich auch zu mir. Doch ich lasse es nicht zu oder habe es verdrängt.“
Schatten-Trigger sind Einladungen zur Entfaltung deiner Potenziale. Sie zeigen dir, was in dir darauf wartet, freigelassen zu werden.
Frag dich:
Schatten-Trigger öffnen dir eine Tür zu deiner eigenen Lebendigkeit. Sie fordern dich auf, größer zu werden – echter, souveräner, ganzer.
Jasmin ist eine inspirierende Vorständin: klar, fokussiert, kraftvoll – eine starke Führungspersönlichkeit. Und doch gab es eine Sache, die sie regelmäßig aus der Spur brachte: Emotionen im Team.
Es reichte, dass sich ein Kollege auch nur leicht berührt oder überfordert wirkte, einen Hauch von Emotionalität zeigte– und bei Jasmin sprang Alarmstufe Rot an. Sie wurde schroff, spöttisch, abwertend: „Reiß dich zusammen – wir sind hier nicht im Kindergarten.“
Für die anderen war das oft verletzend. Für Jasmin selbst: beschämend. Denn ihre Reaktion war eigentlich immer überzogen und unangemessen. Ein klares Zeichen für einen Verletzungs-Trigger.
Im Coaching zeigte sich schnell, warum: Jasmins Mutter war emotional instabil – dramatisch, unberechenbar, oft übergriffig. Und Jasmin? War als Kind immer die Leid tragende. Sie musste stark sein, die Kontrolle bewahren – und wurde gleichzeitig für das emotionale Chaos ihrer Mutter verantwortlich gemacht.
Emotionale Ausbrüche anderer erinnerten sie unbewusst an diese alte Dynamik: Die Folge: Jasmins System reagierte reflexhaft mit Härte und Abwehr. Nicht auf den Kollegen. Sondern auf die Mutter – die sie unbewusst im Gegenüber sah.
Als sie das erkannte, konnte sie zum ersten Mal klar bleiben – gelassen, präsent, verbunden.
Verletzungs-Trigger entstehen, wenn ein Verhalten im Außen eine nicht integrierte emotionale Erfahrung in dir reaktiviert.
Ein Satz, ein Blick, ein Tonfall – und plötzlich bist du nicht mehr im Heute, sondern in einer inneren Szene von damals. Du fühlst dich ausgeliefert, ohnmächtig, verletzt, beschämt – ohne zu verstehen, warum.
Dein Verstand denkt vielleicht: „Das ist doch gar nicht so schlimm.“
Aber dein Nervensystem schreit: „Das war gefährlich. Ich muss mich schützen.“
Unverarbeitete Traumata bleiben im Nervensystem gespeichert. Sie werden nicht durch die emotionale Ähnlichkeit aktueller Situationen reaktiviert.
Das Ergebnis: Eine Projektion: Dein Unterbewusstsein reagiert nicht auf die reale Person vor dir – sondern auf den Menschen, der dich einst verletzt hat. Deshalb wirken solche Reaktionen oft übertrieben oder irrational. Sie gehören nicht zur aktuellen Situation, sondern zu einer Geschichte, die noch in dir wirkt.
Diese Trigger fühlen sich oft an, als würde ein altes emotionales Monster auf die Bühne treten. Ein Monster, das schon lange nicht mehr gefährlich ist. Denn es ist ein Teil von dir, der lange allein war – und jetzt gesehen werden will.
Verletzungs-Trigger zeigen dir, wo ein verletzter Anteil in dir nach Aufmerksamkeit ruft – nicht mit Drama, sondern mit der leisen Bitte: „Sieh mich. Fühl mich. Beschütze mich heute, so wie ich es damals gebraucht hätte.“
Wenn du bereit bist, diesen Teil zu hören, beginnt echte Heilung.
Frage dich:
Verletzungs-Trigger wollen nicht unterdrückt, sondern verwandelt werden. Wende dich dem kleinen Kind in dir zu – mit Mitgefühl statt Abwehr – und ermögliche damit eine neue Form von Präsenz: ruhig, klar und verbunden.
Wenn wir unsere Trigger verstehen und sie auflösen, erleben wir eine neue Freiheit.
Trigger halten uns wie unsichtbare Fäden an die Vergangenheit gebunden. Aber wenn wir ihre Botschaft zu entschlüsseln versuchen, entsteht ein neuer Raum – ein Raum für Heilung und bewusste Gestaltung.
Jenseits der Trigger liegt mehr als nur innere Ruhe. Die Überwindung deiner Trigger macht den Weg zu dir selbst frei.
Wenn du erkennst, was dich triggert – und lernst, diesem Trigger offen und aktiv zu begegnen, statt automatisch zu reagieren – entsteht ein wertvoller Zwischenraum.
Ein Raum zwischen Reiz und Reaktion. In diesem Raum liegt deine Freiheit. Du musst nicht mehr kämpfen, fliehen oder erstarren. Du kannst wählen, wie du handeln willst. Das ist dein Weg zur Souveränität.
Ich fühle den Impuls – aber ich bin nicht mehr sein Sklave.
Solange du deine Trigger nicht kennst, gibst du deinem Gegenüber unbewusst die Verantwortung für dein inneres Erleben: „Der ist Schuld an meiner Wut.“
Wenn du deine Trigger kennst, hörst du auf, deinem Gegenüber Schuld zu geben. Du kommunizierst klarer und entwickelst eine radikale Ehrlichkeit mit dir selbst und anderen.
All das macht aus ehemaligen Triggerpunkten echte, tiefe Kontaktpunkte. Nähe wird möglich, ohne dass sie dich überfordert.
Wenn du die Quelle deiner Trigger erkennst – das verletzte Kind in dir, das kontrollierende Ego, den sehnsüchtigen Schatten – hörst du auf, im Außen zu kämpfen.
Du beginnst, dich dir selbst zuzuwenden. Und heilst dort, wo der Schmerz entstanden ist: innen. Das Ergebnis: innere Ruhe, selbst wenn es um dich herum stürmisch ist.
Hinter jedem Trigger liegt eine Energie, die befreit werden will:
Wenn du deine Trigger nicht mehr fürchtest, sondern sie als Wegweiser verstehst, wird ihr ursprünglicher Schmerz zur Quelle von Tiefe, Wachstum und echter Kraft.
Du bist nicht mehr das Kind, das hilflos auf das Monster starrt.
Du bist der Erwachsene, der das Monster ins Licht holt – und dem Kind die Hand reicht.
Das ist der Wendepunkt. Hier beginnt echte Führung – nicht im Außen, sondern in dir.
Trigger sind keine Stolpersteine. Sie sind Prüfsteine deiner Reife – und Türöffner zu deinem Potenzial. Werde neugierig. Halte inne. Hör hin. Und wähle dann eine neue, bewusste Aktion.
Denn: Je besser du dich selbst kennst, desto freier wirst du – für dich. Für andere. Für das, was durch dich in die Welt will.
Nimm dir einen Moment Zeit – und spüre ehrlich hin: