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Gutes Wachstum fängt mit den richtigen Impulsen an
Wertvolle Anregungen für die Entwicklung deines Unternehmens und regelmäßige Inspirationen für deine persönliche Weiterentwicklung. Im Volate Blog findest du beides.
5 Tools für mehr Klarheit
Klarheit ist kein Luxus – sie ist ein Führungstool. Fünf Felder, fünf Tools, die dir helfen, Fokus zu finden und gute Entscheidungen zu treffen.
Leading Myself I Leading my Team
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Diese Frage diskutiere ich regelmäßig mit Gründern in der Series A.
Du hast es geschafft. Euer Unternehmen hat sich am Markt etabliert. Euer Team ist auf 80 und mehr Mitarbeiter angewachsen. Ihr habt tolle Experten im Team, die ersten Senior Hires. In fast allen Bereichen gibt es jetzt Teamleads. Du musst immer weniger selbst machen.
Ein fantastischer Erfolg. Denn 80% der Startups schaffen es nicht mal bis zur Series A.
Und doch ist die Stimmung vieler Gründer in dieser Phase angeschlagen. Der klassische Gründer-Blues. Das Gefühl, keinen relevanten Beitrag mehr zu liefern.
Du fragst dich: "Welchen Wert habe ich, wenn ich aus der ganzen operativen Arbeit raus bin?"
Auch wenn du dich schon lange CEO nennst - der eigentliche Schritt steht erst jetzt an. Du wirst zum Gründer-CEO. Und verlagerst damit den Schwerpunkt deiner Arbeit auf ganz neue Felder.
Was die 7 Jobs starker Gründer-CEOs sind und was sie für dich bedeuten, ist der Fokus dieses Blogartikels.
Lass dich inspirieren und starte deine persönlicheLeadership-Reise! Your journey far beyond!
Mein Job als Scaleup CEO
Eins ist klar. Auch als CEO hast du weiterhin alle Hände voll zu tun. Ich habe das selbst in meiner aktiven Zeit erlebt. Gelangweilt habe ich mich nie.
Nehmen wir mal meinen Job als CEO von affilinet. Operativ war ich in diesem Job nie tätig. Bin direkt als CEO eingestiegen. 190 Mitarbeiter in 7 europäischen Ländern. Als AG was Affilinet zu dieser Zeit zwar schon weitgehend in den Händen der United Internet, aber dennoch an der Börse notiert. Hauptsitz war in München.
Ich hatte 10 Direct Reports - die sieben Chef:innen der Landesgesellschaften, den Head of Strategie, die Head of Marketing und den Head of Product.
Typisch waren in diesem Job 60-Stunden-Wochen. Und wie verteilten die sich?
Mit den Führungskräften in München und meine Vorstandskollegen, dem CFO und dem CTO hatte ich wöchentliche Jour Fixes. Damit war schon mal ein knapper Tag durch.
Jede Woche war ich zwei Tage bei den europäischen Landesgesellschaften. Ein halber Tag Business Review mit den Landeschef:innen,die andere Tageshälfte Austausch mit den Teams. Ich sprach mit einzelnen Menschen und mit Teams über das Unternehmen, die Märkte und unsere Strategie. Und ich ließ mir ihre Arbeit vorstellen, stand ihnen als Coach und Sparringspartner zur Seite.
Der zweite Tag galt dem Markt: Austausch mit wichtigen Kunden und Partnern, Branchenevents. Mein Job dabei: Unsere Story präsentieren, eine Vision für den Markt zeigen und ein Gefühl für Trends und Bedürfnisse gewinnen. All das half mir, den Markt und seine Dynamik zu verstehen. Essenzieller Input für die Weiterentwicklung der Strategie.
Einen halben Tag pro Woche widmete ich mich der Suche und Weiterentwicklung von Top Talenten für unsere Schlüsselpositionen. Mir war es wichtig, im guten Kontakt mit allen High Performern im Unternehmen zu stehen. Das Signal: Ich sehe dich! Du bist mir wichtig.
Alle zwei Monate trafen wir uns für 1,5 Tage mit dem erweiterten Führungsteam. Die Teilnehmer: Der Vorstand und alle meine Direct Reports. Mit mir 13 Menschen – eigentlich eine viel zu große Runde. Wir schauten uns die Performance an und arbeiteten gemeinsam an strategischen Projekten. Und wir nahmen uns Zeit für das persönliche Kennenlernen - ohne tiefe Verbundenheit kein Vertrauen.
Einmal im Quartal stellten wir uns als Vorstand dem Aufsichtsrat: Reporting und Diskussion der Strategie. Vor illustrer Runde: Ralph Dommermut und Michael Scheeren, ehemaliger CFO von United Internet gehörten zu den Mitgliedern.
Die übrige Zeit – je nach Woche 1-2 Tage - war strategischen Projekten gewidmet:
Die Neuausrichtung des Unternehmens in einem stagnierenden Markt,
der Aufbau neuer Länder und Geschäftsfelder: Schweiz, Programmatic Buying...
Das Revival der affilinet Identität und Kultur
Ein Unternehmenszukauf und dessen Integration (Autsch - ganz schlechte Entscheidung ?)
Meine To Do Liste war endlos. Um so wichtiger war es, immer wieder zu schauen: Mache ich wirklich nur das, was nur ich machen kann? Mit einem super Coach diskutierte ich regelmäßig meine Arbeit. Sein Input hat mir unglaublich weitergeholfen.
Zusammen ergibt das einen ziemlich intensiven Job. Und das ist nicht mal alles, was auf der Liste eines Gründer-CEOs steht. Ich hatte immerhin den großen Vorteil, dass erst mal keine weiteren Finanzierungsrunden anstanden...
Aber nun raus aus dem konkreten Beispiel, rein in die 7 Jobs eines Gründer-CEOs.
Job #1: Strategisch Führen
Gib mutig die Richtung vor.
Du kennst den Markt und dein Unternehmen. Richte das Team mit einem begeisternden Nordstern aus und definiere den Weg dahin. Und schlage den Takt für die Umsetzung.
Dazu gehören 4 Arbeitsbereiche.
Tiefe Marktkenntnis: Deine Marktverständnis hat dich deine Company gründen lassen. Bleib am Ball und entwickle ein starkes Gefühl für Marktdynamiken. Spüre die Veränderungen und gib den Impuls für notwendige Strategieanpassungen.
Starke Mission & Vision: Finde den Sweet Spot zwischen Markt und euren Kompetenzen. Schafft eine begeisternde Vision. Aber nicht im stillen Kämmerlein: Involviere dein Leadership Team und sichere damit ihr Committment
Mutige Strategie, fokussierte Ressourcen: Definiere eine Strategie, die euch eure Vision jeden Tag einen Schritt näher bringt. Triff mutige, große Entscheidungen und unterstütze sie mit einem fokussierten Ressourceneinsatz.
Klare Ziele, enge Taktung. Etabliere ein effektives Management Operations System, das eure Strategie systematisch in klare operative Ziele übersetzt. OKR, Bids, all das ist geeignet, die richtige Taktung in der Umsetzung zu garantieren.
Challenge deine strategische Führung mit der Leitfrage: Bin ich mutig genug?
Job #2: Organisation Ausrichten
Das Softe ist das Harte.
Sei das Mastermind hinter eurer Organisation. Skaliert euch mit einer Wachstumskultur und einer Struktur mit klaren Verantwortlichkeiten. Stell sicher, dass ihr eure Schlüsselpositionen jederzeit optimal besetzen könnt.
Dazu gehören 3 Arbeitsbereiche.
Wachstumskultur: Eure Kultur ist der größte immaterielle Wert eures Unternehmens. Anfangs habt ihr sie automatisch gelebt. Jetzt müsst ihr sie gestalten. Definiert eure Kernwerte, zeigt was euch wichtig ist und lebt es vor. Tag für Tag.
Agile & stabile Struktur: Schafft eine Struktur, die zwei scheinbare Gegensätze vereint: Ein stabiler Kern mit agilen Elementen. Stellt sicher, dass jeder seinen Beitrag und seine Verantwortung kennt und sich dafür accountable halten lässt.
Talent Management: Besetzt eure Schlüsselrollen mit dem besten, passendsten Leuten. Such neue Talente, bevor du sie brauchst - in und außerhalb eurer Company. Schaffe eine Talent-Pipeline, die du bei Vakanzen sofort aktivieren kannst.
Challenge deine Arbeit an der organisatorischen Ausrichtung mit der Leitfrage: Nehme ich die weichen Orga-Themen ernst genug?
Job #3: Leadershipteam Aufbauen
CEO in groß, Unternehmen in klein.
Das Leadershipteam skaliert deine Verantwortung und ist dein Transmissionsriemen in die Organisation. Sein Aufbau ist eine eigene Führungskompetenz.
Dazu gehören 4 Arbeitsbereiche:
Das richtige Team: Schaffe ein Leadership Team mit komplementären Kompetenzen. Investiere in den Teamzusammenhalt. Und fördere eine Kooperation, die über die Grenzen des Teams hinaus geht.
Die richtigen Themen: Fokussiert euch auf Themen, die nur ihr im Team machen könnt. Und die einen nachhaltigen Impact haben. Stellt sicher, dass ihr euch nicht verzettelt.
Im Groove sein: Etabliert einen Arbeitsrhythmus, der Raum für operative UND strategische Themen gibt. Euer Ziel: Fokus in der Strategie, Schnelligkeit in der Umsetzung.
Effektive Entscheidungen: Gute, konsequent umgesetzte Entscheidungen sind der Output eurer Arbeit. Strukturierte, datengetriebene Entscheidungsprozesse helfen euch dabei.
Challenge deine Arbeit an der organisatorischen Ausrichtung mit der Leitfrage: Habe ich ein echtes High Performance Team geschaffen?
Job #4: Investoren Gewinnen
Ausreichend Wasser unterm Kiel halten.
Die Investorengewinnung ist für Gründer-CEOs noch viel zentraler als für CEOs etablierter Unternehmen. Denn ohne neues Funding ist eure Reise ganz schnell zu Ende.
Dazu gehören 3 Arbeitsbereiche:
Gute Storyline: Du hast eine super Strategie - du musst sie aber auch verkaufen können. Nicht jede Strategie passt in das Funding-Marktumfeld. Finde die richtige Balance.
Fundingrunden: Eigentlich ist immer Fundingrunde. Stell dein Unternehmen so auf, dass du jederzeit in das nächste Funding gehen könntest. Klare Story, gute KPI, exzellenter Track Record, Top Team. Das sind die großen Hebel.
Investoren Management: Kenne deine Trauminvestoren und baue frühzeitig einen intensiven Kontakt auf. Denke immer schon eine Runde weiter. Schaffe Vertrauen bevor du es brauchst.
Challenge eure Investorengewinnung mit der Leitfrage: Kann ich jederzeit meine Wunschinvestoren gewinnen?
Job #5: Beirat Steuern
Hilf deinem Board dir zu helfen.
Neben dem Leadership Team ist dein Beirat dein wichtigstes Support Team. Mach es zu einem echten Partner. Das geht nur mit Vertrauen und Transparenz auf beiden Seiten.
Dazu gehören 3 Arbeitsbereiche:
Vertrauensvolle Beziehungen: Schaffe Vertrauen durch radikale Transparenz. Baue eine enge Beziehung zum Beiratsvorsitzenden und gute Verbindungen mit jedem einzelnen Mitglied auf. Schaffe Kontakte zwischen Beirat und eurem Leadership.
Richtige Kompetenzen, gut genutzt: Nutze die gesammelte Weisheit des Beirats. Klärt die Rollen der Mitglieder. Aufsicht vs. Beratung? Wer bringt sich wie ein? Stell sicher, dass der Beirat euer Unternehmen wirklich versteht. Passt den Beirat an eure Bedürfnisse an.
Effektive Boardmeetings: Bereitet die Meetings gut vor. Versteht die Bedürfnisse aller und klärt wichtige Themen im Vorfeld. Schafft einen klaren Fokus auf die Zukunftsthemen. Lass das Board sich selbst steuern.
Challenge dein Beiratsmanagement mit der Leitfrage: Nutze ich das Wissen meines Beirats bestmöglich?
Job #6: In Der Welt Verankern
Verantwortlich handeln.
Mit unseren Unternehmen sind wir Teil unserer Gesellschaft. Wir tragen Verantwortung für die Menschen um uns herum und für unsere Umwelt. Heute und in Zukunft.
Dazu gehören 3 Arbeitsbereiche:
Gesellschaftliche Verantwortung: Macht euch klar, was euer Beitrag zur Gesellschaft ist - euer „Why“ und verankert ihn tief im Unternehmen. Nutzt eure Stärken, schafft einen Impact. Steht auch in schwierigen Zeiten für eure Mission ein.
Effektive Stakeholder Interaktionen: Verstehe, was eure Stakeholder bewegt. Was ist ihr Why? Beantworte es mit einem einheitlichen Narrativ. Begrenze die Zeit, die du „draußen“ verbringst – die Möglichkeiten sind unendlich. Deine Zeit nicht.
Krisenmanagement: Wahre Haltung zeigt sich in der Krise. Macht zu kritischen Themen regelmäßige Stress-Tests. Etabliert einen War Room. Bewahrt eure langfristige Perspektive. Sei in der Krise ein sicherer, zuversichtlicher Leader. Das schafft Vertrauen.
Challenge dein Stakeholdermanagement mit der Leitfrage: Werden wir unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht?
Job #7: Persönliche Effektivität sichern
Tu nur, was nur du tun kannst.
Ständig jonglierst du mit mehreren Bällen. Stress ist die Normalität. Das geht nur, wenn du in deiner Energie bleibst und einen klaren persönlichen Anker hast. Denn nur dann kannst du der CEO deines Teams werden, der Chief Energy Officer.
Dazu gehören 3 Arbeitsbereiche:
Zeit- und Energiemanagement: Arbeite wie ein Top Athlet: Wechsle zwischen An- und Entspannung. Organisiere deinen Tag rund um deine Energiebooster. Plane Puffer für Unerwartetes ein. Baue dein Support Team: Coaching, Assistenz, Chief of Staff.
Growth Leadership Mindset: Stell sicher, dass du immer in deinem Besten Ich bleibst. Konsistenz schafft Vertrauen. Leadership ist lernbar – baue dein eigenes Entwicklungsprogramm. Und strahle immer Zuversicht und Hoffnung aus. Das ist dein Job.
Demütige Ambition: Sei ein Level 5 Leader: Demütig und unglaubliche ambitioniert zugleich. Es geht nicht um dich, sondern um das große Ganze. Sei dankbar: Für eure Erfolge, deinen Support, eure Chancen und eure Lernerfahrungen.
Challenge deine persönliche Effektivität mit der Leitfrage: Bin ich der CEO - Chief Energy Officer meines Teams?
Key Take Aways
Du hast es geschafft. Ihr habt eine super Series A-Finanzierung. Euer Team ist auf 100 und mehr Mitarbeiter angewachsen. Du machst immer weniger selbst, hast tolle Experten im Team, vielleicht auch schon die ersten VPs eingestellt.
Zeit der CEO zu werden, den dein Team jetzt braucht. Wirklich in die übergreifende Führung zu gehen. Aber was ist der Job eines CEO. Vor allem der eines Gründer-CEOs?
Als Gründer-CEO hast du 7 Aufgabenfelder:
Strategisch führen – Mutig die Richtung vorgeben: Nutze deine tiefe Marktkenntnis um eure Mission & Vision zu definieren. Treffe mutige strategische Entscheidungen und takte die Umsetzung.
Organisation ausrichten - Das Softe ist das Harte: Schafft eine Wachstumskultur. Gebt euch eine flexible Struktur mit klaren Verantwortlichkeiten. Stell sicher, dass ihr eure Schlüsselpositionen jederzeit optimal besetzen könnt.
Leadershipteam aufbauen - CEO in Groß, Unternehmen in klein. Bringe die richtigen Menschen zusammen. Orchestriere ihre Zusammenarbeit mit einem guten Rhythmus. Schafft effektive Entscheidungsprozesse.
Investoren gewinnen - Ausreichend Wasser unter dem Kiel: Definiere eine investorenkompatible Storyline. Sei immer bereit für das nächste Funding und kenne deine Trauminvestoren - bevor du sie brauchst.
Beirat managen - Hilf deinem Beirat dir zu helfen. Die Basis: Vertrauensvolle Beziehungen – versteht euch als Team! Nutzt das versammelte Wissen und führt effektive Beiratsmeetings.
In der Welt verankern - Verantwortlich handeln. Mit deinem Unternehmen bist du Teil unserer Gesellschaft. Macht euch klar, was euer Beitrag ist, Verstehe eure Stakeholder und etabliere ein gutes Krisenanagement.
Persönliche Effektivität sichern - Tu nur, was nur du tun kannst. Werde zum CEO, zum Chief Energy Officer. Manage deine Energie und Zeit. Entwickle dein persönliches Leadership Mindset. Sei zugleich ambitioniert und demütig.
Sei dir sicher: Wenn du diese 7 Jobs meisterst, wirst du dich nie wieder fragen, was dein Mehrwert für dein Unternehmen ist.
Und nun zu Dir!
Bist du mutig genug?
Nimmst du weiche Orga-Themen ernst genug?
Hast du ein echtes High Performance Leadership Team?
Kannst du jederzeit deine Wunschinvestoren gewinnen?
Nutzt du das Wissen deines Beirats bestmöglich?
Werdet ihr eurer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht?
Bist du der CEO, der Chief Energy Officer, deines Teams?
Ein Teammitglied von dir macht nicht, was du von ihm oder ihr erwartest. Irgendwann bist du am Ende deines Lateins.
„Ich muss jetzt endlich hart durchgreifen!
Eigentlich schätze ich Kati, aber sie bereitet die Kundenpräsentationen nie rechtzeitig vor. Jetzt ist es wieder passiert. Der Kunde kommt und ich muss mal wieder improvisieren!“
Max ist frustriert. Immer das Gleiche: All das gute Zureden, sein Verständnis für Kati, sein Feedback haben nicht gefruchtet. Sie macht einfach weiter wie gehabt.
Die einzige Chance, die er sieht: Drohungen, eine harte Ansage „Ab morgen läuft das so, sonst...“
Das Dumme: Drohungen sind keine Lösung. Wir können Menschen nicht anschieben, egal mit welcher Kraft. Das Einzige, was passiert: Die Fronten verhärteten sich, die Frustration steigt. Eine echte Sackgasse.
Zum Glück gibt es eine Alternative: Klare Konsequenzen. ⬅️➡️
Die Geheimwaffe der effektiven Kommunikation. ?
Die Quintessenz:
„Ich kann dich zu nichts zwingen. Aber ich sage dir, wie ich ab sofort agiere. Wenn du A machst, mache ich A´. Wenn du B machst, mache ich B´. Entscheide dich, lebe dann aber auch mit den Konsequenzen.“
Klare Konsequenzen bringen uns raus aus dem Alltagsdrama und rein in die Eigenverantwortung.
Welche Power in klaren Konsequenzen liegt und wie du sie entwickelst, ist der Fokus dieses Blogartikels. Und hier zum Anhören: SpotifyApple PodcastPodigee
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Das ewige Drama
Das Beispiel von Max und Kati ist ein super Beispiel für ineffektive Kommunikation und Drama.
Eine Kommunikation ist effektiv, wenn die Information erfolgreich von einer Person oder Gruppe an eine andere Person oder Gruppe übertragen wird und dort das Gewünschte bewirkt.
Das ist hier nicht passiert.
Max hat Kati zwar immer wieder gesagt, dass ihn ihr Verhalten frustriert. Aber dabei nie klar gemacht, was passiert, wenn sie nicht liefert.
Dabei meinte er es gut mit ihr. Er wollte keine Angstkultur schaffen, nicht drohen. Außerdem ist es ja ihr Job. Nach jedem Feedback hatte er gehofft, dass Kati nun endlich Verantwortung übernimmt.
So geht es vielen von uns. Wir gehen vom Besten aus, wollen unser Gegenüber nicht unter Druck setzen. Bis das Fass überläuft und es wirklich knallt: Drohungen, Kündigung...
Willkommen im Drama-Dreieck (mehr dazu in diesem Artikel).
Max hat alle Drama-Rollen durch.
Wann immer Kati nicht lieferte, fühlte er sich als Opfer. Übernahm die Verantwortung, die eigentlich bei ihr liegen sollte. Er improvisierte und rettete damit sowohl sich als auch Kati. Leider war das nicht konstruktiv. Seine Termine fanden statt, aber das eigentliche Problem – Katis Unzuverlässigkeit – bleibt ungelöst. Jetzt ist Schluss damit. Am liebsten würde er mit Rausschmiss drohen. Und macht damit den Schritt zum Verfolger.
Hilft ihm das weiter? Wahrscheinlich nicht. Denn eigentlich schätzt er sie ja und würde gerne weiter mit ihr arbeiten.
Die Alternative: Klare Konsequenzen. Max macht Kati klar, was die Folgen ihres Handelns sind.
Die Grundidee in der den Klaren Konsequenzen ist super einfach:
„Ich kann dich zu nichts zwingen. Aber ich sage dir, wie ich ab sofort agiere.
Wenn du beim nächsten Mal A machst (z.B. wieder nicht lieferst), werde ich A´ machen. Wenn du B (lieferst) machst, werde ich B´ machen.
Für mich sind diese beiden Optionen gleichwertig. Du kannst dich frei für A oder B entscheiden. Du musst dann aber auch mit den jeweiligen Konsequenzen leben.“
Die Kommunikation mit klaren Konsequenzen lebt von vier Grundüberzeugungen.
Ich bestimme, was ich tue. Du bestimmst, was du tust. Wir können nur über unser eigenes Tun entscheiden.
Ich setze klare Grenzen, verbinde sie mit Konsequenzen und handle entsprechend: Ich entscheide, welches Verhalten meines Gegenübers ich akzeptiere und welches nicht. Und ich entscheide vorab, wie ich auf dieses Verhalten reagiere. Das gibt mir Sicherheit. Selbst in der akuten Stresssituation weiß ich jetzt, was ich tue. Das reduziert meine Frustrationen.
Ich kommuniziere die Grenzen & Konsequenzen. Unverhandelbar. Ich erkläre meinem Gegenüber, wie ich mich künftig in welcher Situation verhalte. Diese unverhandelbare „Vorhersage“ gibt meinem Gegenüber Sicherheit. Er oder sie weiss jetzt, welche Konsequenzen sein Handeln hat. Das schafft Entscheidungssicherheit.
Mein Gegenüber agiert eigenverantwortlich und steht für die Konsequenzen ein. Mein Gegenüber entscheidet auf Basis dieser Informationen über sein eigenes Handeln. Die Verantwortung für die Konsequenz seines Handelns liegt zu 100% bei ihm.
Actions have consequences... first rule of life. And the second rule is this - you are the only one responsible for your own actions.
Holly Lisle
Die Arbeit mit klaren Kompetenzen ist der beste Weg aus dem Alltagsdrama.
Statt Opfer von Fehlverhalten zu sein, gestalten wir unseren eigenen Handlungsrahmen. Wir gehen in die Eigenverantwortung.
Mit unserer Kommunikation: "Wenn A, dann A´ und wenn B dann B´" werden wir zum Challenger und verzichten auf die Anklagen und Drohungen des Verfolgers.
Das ist Verantwortung auf Augenhöhe.
In 4 Schritten zu klaren Konsequenzen
Das Modell der klaren Konsequenzen ist super simpel - aber nicht unbedingt einfach umzusetzen. Gehe dabei in 4 Schritten vor:
Schritt 1: Problem verstehen.
Ergründe zunächst, was dein eigentliches Problem ist. Reflektiere das Verhalten deines Gegenübers. Und reflektiere, wie du bisher dazu beigetragen hast, dass sich dieses Verhalten festgesetzt hat. Stell dir dazu folgende Fragen:
Was genau verschafft mir Probleme?
Was brauche ich, damit das Problem gelöst ist?
Was war bisher meine Reaktion? Warum?
Was hindert mich bisher, konsequent zu sein?
Beispiel. Max ärgert sich über Katis Unzuverlässigkeit. Nie konnte er sich in Ruhe vorbereiten. Wenn er die Präsentation einen Tag vor dem Kundentermin hätte, könnte er sich richtig vorbereiten. Bisher hat er über die Verspätungen gejammert, aber Kati nicht frühzeitig an die Präsentation erinnert. Kati ist super busy und er wollte sie nicht noch weiter überlasten.
Schritt 2: Verhalten & Konsequenzen bestimmen.
Im zweiten Schritt überlegst du dir, wie du künftig in welcher Situation agieren willst. Du solltest mindestens zwei Optionen haben, die für dich gleichwertig sind und die du auch wirklich, wirklich machen wirst. Leere Drohungen sind Schrott. Mit diesen Fragen kommst du zu guten Ergebnissen:
In welcher Situation will ich künftig wie agieren?
Welche Konsequenz ist gut und angemessen?
Was triggert mein neues Verhalten?
Bin ich zu 100% committed?
Bei Max könnte das so aussehen: „Wenn Kati nicht oder zu spät liefert, bekommt sie eine Verwarnung. Bei drei Verwarnungen erfolgt die Kündigung. Wenn Kati pünktlich liefert, nehme ich sie mit in den Kundentermin, damit sie lernt, wie ich Vertrieb mache. Und ja, nur so geht es weiter. 100%“
Wenn du die Konsequenzen entwickelt hast, lohnt sich der Gegencheck: Bin ich wirklich bereit, mich so zu verhalten? Bin ich bereit, die Wahl meines Gegenübers zu akzeptieren und mit den Konsequenzen zu leben?
Every choice comes with a consequence. Once you make a choice, you must accept responsibility. You cannot escape the consequences of your choices, whether you like them or not.
Roy T. Bennet
Schritt 3: Verhalten und Konsequenzen kommunizieren.
Du weißt jetzt, was du brauchst und tun willst. Jetzt geht es an die effektive Kommunikation. So bald wie möglich; nicht erst, wenn das Kind mal wieder in den Brunnen gefallen ist. Erkläre dabei auch, warum du jetzt zum Mittel der klaren Konsequenzen greifst und das deine „Vorhersage“ unverhandelbar ist:
Max kommuniziert im nächsten 1:1: „Du hast immer wieder zu spät geliefert. Diese Unzuverlässigkeit frustriert mich, denn ich bin nie optimal auf die Sales-Meetings vorbereitet. Deshalb werde ich in Zukunft so agieren:
Wenn du beim nächsten Mal (siehe Schritt 2)... . Mein Verhalten ist unverhandelbar. Du kannst entscheiden, was du tust - musst dann aber auch mit den Konsequenzen leben.“
Schritt 4: Konsequenzen umsetzen.
Jetzt musst du natürlich tun, was du versprochen hast. Im Guten wie im Schlechten. Sonst bist du unglaubwürdig und euer Drama geht weiter. Also agierst du beim Triggerpunkt ohne Verzögerung, genau wie versprochen. Bleib stark, wenn dein Gegenüber mit Jammern oder Drohungen versucht, dich umzustimmen. Mache klar: Du wusstest, was passiert. Du hast dich selbst entschieden.
Was gute, angemessene Konsequenzen ausmacht
Klingt alles super. Leider ist es aber nicht so leicht, gute Konsequenzen zu definieren. Gute, klare Konsequenzen sind
Prädizierbar: Sie zeigen klare Folgen des Tuns auf, machen Reaktion prädizierbar und schaffen damit Entscheidungsfreiheit. Kein Interpretationsspielraum.
Neutral: Definiere Optionen, die für dich gleichwertig sind und die du neutral vortragen kannst. Mach dir bei negativen Konsequenzen klar: Sie sind Reaktionen auf Grenzüberschreitungen. Ohne sie machst du dich selbst zum Opfer.
Stabil: Gute Optionen sind vollständig, genau und wiederholbar. Damit schaffen sie Vertrauen. Klarer Auslöser, klares Handeln. Kein Nachkarten.
Zweiseitig: Definiere mindestens zwei Optionen. Manchmal ist die zweite Option nur ein Halbsatz, er sollte aber trotzdem ausgesprochen werden: „Wenn du mich künftig unterbrichst, werde ich unser Gespräch unterbrechen. Wenn nicht, dann nicht.“
Minimalinvasiv:Gestalte die Konsequenzen so klein wie möglich und nötig, damit sie dein Bedürfnis erfüllen.
Auf in die Umsetzung!
Klare Konsequenzen sind ein machtvolles Instrument der effektiven Kommunikation.
Sie sind per se „effektiv", denn sie verbinden Aktionen mit einem klaren Effekt.
Sie schaffen Klarheit und Augenhöhe.
Sie holen uns aus dem Alltags-Drama und bringen alle Parteien in die Eigenverantwortung. Aus Opfern, Rettern und Verfolgern werden Gestalter und Challenger.
Sie eignen sich für alle Situationen, in denen ihr wie Max und Kati in langwierigen Mikrokonflikten verhangen seid.
Du kannst sie aber auch nutzen, um in einer neuen Führungsbeziehung frühzeitig klar zu machen, was dir wichtig ist, welches Verhalten du unterstützt und was passiert, wenn deine Grenzen überschritten werden.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Key Take Aways
Klare Konsequenzen sind die Geheimwaffe der effektiven Kommunikation. Besonders geeignet sind sie für die aktive Gestaltung schwieriger Situationen. Dort stellen sie sicher, dass jeder in die Eigenverantwortung geht. Empowerment Pur.
Die Grundidee: „Ich weiss, dass ich dich zu nichts zwingen kann. Ich kann dir aber sagen, wie ich ab sofort agiere. Wenn du A machst, mache ich A´; wenn du B machst, mache ich B´. Entscheide selbst, lebe aber auch mit den Konsequenzen.”
Dahinter stehen vier Überzeugungen:
Ich bestimme, was ich tue. Du bestimmst, was du tust.
Ich setze klare Grenzen, verbinde sie mit Konsequenzen und handle entsprechend.
Ich kommuniziere die Grenzen & Konsequenzen. Unverhandelbar.
Mein Gegenüber agiert eigenverantwortlich und steht für die Konsequenzen ein.
Führe die klaren Konsequenzen in 4 Schritten ein:
Problem verstehen: Verstehe, was das Problem hinter eurem Verhalten ist und inwiefern du bisher Komplize einer Situation bist, die du eigentlich nicht haben willst.
Verhalten & Konsequenzen bestimmen. Was wirst du künftig in welcher Situation machen? Schaffe mindestens zwei Alternativen. Teste dein eigenes Commitment.
Verhalten & Konsequenzen kommunizieren. Frühzeitig, bevor das Kind wieder in den Brunnen gefallen ist. Mache klar, dass die Konsequenzen unverhandelbar sind.
Konsequenzen umsetzen. Tue genau das, was du versprochen hast. Auch, wenn es deinem Gegenüber nicht passt. Er oder sie hatte die Wahl.
Und nun zu Dir!
Welche frustrierenden Arbeitsbeziehungen hast du? Wo schaffst du durch fehlende Klarheit eine Situation, die du so nicht willst?
Wie kommunizierst du bisher die Konsequenzen auf dein Verhalten? Bist du klar? Hälst du deine Versprechen ein?
Welche Konflikte und Frustrationen könntest du mit dem Instrument der „Klaren Konsequenzen“ lösen?
Weiterführende Artikel
Raus aus dem Alltags-Drama. Wir hassen sie alle: Köchelnde Konflikte. Kleine Dramen mit den immer gleichen Rollen. Lerne sie zu verstehen und brich selbstbewusst aus.
„Denke an zwei Menschen in deinem Team. An einen, zu dem du tiefes Vertrauen hast, und an einen, zu dem du eine schwierige Beziehung hast.
Reflektiere deine Gefühle, deine Kommunikation und dein Verhalten gegenüber jedem von ihnen. Wie unterscheiden sie sich?“
Mit dieser Übung starte ich gerne die Diskussion zum Thema Vertrauen.
Und bekomme immer das gleiche Bild gespiegelt.
Menschen, denen wir vertrauen, trauen wir mehr zu. Wir geben ihnen gerne Verantwortung. Die Zusammenarbeit fühlt sich richtig gut an. Offen, entspannt und zielorientiert. Gemeinsam bekommen wir richtig viel gerockt.
Wenn es nur bei jedem so wäre!
Tut es aber nicht.
Sobald das Vertrauen leidet, wird es schwierig. Jede Interaktion ist anstrengend. Wir fühlen uns unsicher. Wir geben genaue Anweisungen, meiden den direkten Austausch. Und schwächen das Vertrauen immer weiter. Ein echter Teufelskreis.
Ohne tiefes Vertrauen keine High Performance.Die gute Nachricht: Vertrauen ist machbar.
Was Vertrauen im Detail ausmacht und wie du es gezielt aufbaust, ist der Fokus dieses Blogartikels.
Lass dich inspirieren und starte deine persönliche Leadership-Reise! Your journey far beyond!
Vertrauen ist Leadership Kompetenz Nr. 1
Wir alle wissen: Vertrauen ist essentiell für den Erfolg unserer Zusammenarbeit und die Verantwortungsübergabe (Mehr über den Zusammenhang von Vertrauen und High Performance findest du hier).
Wenn wir einander vertrauen, arbeiten wir besser, schneller und mit mehr Spaß. Der gezielte Vertrauensaufbau und -erhalt sind die Kernkompetenz von Leadern.
Leadership is not taken, it is given. People give leadership to those that they trust. They allow people that they trust to have influence over their lives.
Henry Cloud
Leider machen wir das selten bewusst. Wir erleben Vertrauen als etwas, das irgendwie entsteht, das aber auch ganz schnell wieder in sich zusammenbricht.
Wie oft höre ich in meinen Sessions: „Ich habe kein Vertrauen mehr in X.“, „Y hat das Vertrauen gebrochen. Da ist nichts mehr zu holen.“
Fatalistisch und endgültig. Klassische Opferhaltung. Vertrauen passiert uns.
Die kalte Wasserprobe
Wir kennen oft nur einen einzigen Tipp zum Vertrauensaufbau: „Gib Vertrauen, dann bekommst du es auch zurück.“ Also geben wir unseren Kollegen einen Vertrauensvorschuss. Wir schmeißen sie ins kalte Wasser und schauen, was passiert.
Schwimmen sie: Super, unser Vertrauen hat sich gelohnt. Gehen sie unter: Schade, das Vertrauen war wohl nicht gerechtfertigt. Hätte ich mir ja gleich denken können.
Diese Heuristik der Vertrauensbildung erinnert schon vom Namen her an eine grausame Foltermethode aus dem tiefsten Mittelalter. Die „kalte Wasserprobe“ wurde von Papst Eugen II. (824–827) eingeführt. Die mutmaßlichen Hexen wurden gefesselt und in einen See geworfen. Schwammen sie oben, hatten sie magische Kräfte. Gingen sie unter – Pech gehabt.
Genau das hat Alex, eine meiner Coachees erlebt. Nach einem langen, sorgfältigen Recruitingprozess hatte sie die perfekte Besetzung für das Influencer Marketing gefunden – ein Schlüsselbereich des Unternehmens.
Sie wollte alles richtig machen und ließ Carl schnell die ersten Kampagnen machen. Allein.
Frei nach dem Motto: Vertrauen schafft Vertrauen.
Leider schwamm Carl nicht sofort. Die Kampagnen funktionierten nicht richtig, kosteten mehr, als sie brachten. Alex war tief verunsichert. Und machte immer detailliertere Vorgaben. Mikromanagement pur.
Besser wurde es damit nicht. Im Gegenteil: Das gegenseitige Misstrauen wuchs, der Kollege verlor seine anfängliche Begeisterung.
Nach nur 2 Monaten war das Vertrauen gebrochen. Viele hätten jetzt die Schlussfolgerung der kalten Wasserprobe getroffen: Er schwimmt nicht, also fehlen wohl die magischen Kräfte. Raus mit ihm, Kündigung in der Probezeit.
Die Grafik unten veranschaulicht, was mit dem Vertrauen passiert, wenn wir und nicht die Zeit zum systematischen Aufbau nehmen.
Vertrauensvorschuss
Werde zum Vertrauensgestalter!
Zum Glück blieb Alex an diesem Punkt nicht stehen. Mit dem verbliebenen Grundvertrauen starteten sie einen zweiten Anlauf.
Bei der nächsten Kampagne arbeiteten Alex und Carl Seite an Seite. Diskutierten alle Entscheidungen. Carl verstand immer besser, was Alex wichtig war. Und Alex war begeistert von seinen klugen Fragen und spannenden Ideen. Nach der ersten, gemeinsam realisierten Kampagne war das Vertrauen bereits signifikant gestiegen.
Bei der zweiten Kampagne waren Alex und der Neue schon etwas mutiger. Carl bekam ein kleines Budget, über das er frei entscheiden konnte. Das Ergebnis: Die Kampagne war so erfolgreich wie nie zuvor. Große Begeisterung! Und mit dem gemeinsamen Erfolg kehrte auch Motivation zurück.
Die dritten Kampagne übernahm Carl schließlich komplett. Das Vertrauen war wieder hergestellt. Und Alex spürt erstmals die Entlastung, die sich aus einer echten Verantwortungsübergabe ergibt.
Die nächste Grafik zeigt ihren Ansatz: Start mit einem guten Grundvertrauen. Dann erste gemeinsame Aufgaben, klein anfangen und mit dem wachsenden Vertrauen immer mehr Freiraum geben.
Vertrauensaufbau
In diesem Prozess passierten zwei wesentliche Dinge:
Vertrauen wurde nicht als 1 oder 0 Entscheidung betrachtet, sondern als ein Prozess des gegenseitigen Kennenlernens.
Es wurde gezielt an verschiedenen Säulen des Vertrauens gearbeitet.
Die 6 Säulen des Vertrauens
Vertrauen entsteht auf der Basis von 6 Verhaltensweisen und Eigenschaften:
Verbindung. Ich fühle mich dir persönlich verbunden. Ich bin nicht nur ein Rädchen in der Maschine, sondern werde als Mensch wahrgenommen. Eine starke Verbindung kann leichte Risse in den anderen Säulen ausgleichen. Es ist die verzeihende Säule. Wenn sie schwächelt, werden auch die anderen Säulen mürbe.
Psychologische Sicherheit. Ich kann zwischenmenschliche Risiken ohne Angst vor negativen Konsequenzen eingehen: Kritik üben, Fehler machen, ausgefallene Ideen einbringen.
Aufrichtigkeit: Ich weiss, dass mein Gegenüber sagt, was er meint, und meint, was er sagt. Er ist konsistent und glaubwürdig in seinem Verhalten.
Verlässlichkeit: Mein Gegenüber hält Zusagen und Versprechen ein. Die Verantwortungsübergaben sind komplett und klar. Die jeweiligen Commitments auch. Jobs werden nicht einfach über den Zaun geworfen.
Kompetenz: Ich weiss, dass mein Gegenüber die Kompetenzen, Fähigkeiten, Ressourcen und Kapazitäten hat, die sie braucht, um zu leisten, was sie verspricht. Wenn sie etwas nicht kann, gibt sie direkt Bescheid. Zur Messung der Kompetenz gibt es klare Standards.
Bedeutung. Der Wert meines Beitrags wird gesehen, und auch ich erkenne den Wertbeitrag der anderen an. Wir begegnen uns auf Augenhöhe. Gemeinsam stellen wir sicher, dass unsere gegenseitigen Interessen gewahrt werden.
Tiefes Vertrauen entsteht, wenn alle sechs Säulen voll ausgebaut sind. Vertrauen wird instabil oder bricht, wenn einzelne oder mehrere Säulen einbrechen.
Ein Totalversagen ist zum Glück selten. Statt unserem Gegenüber also sofort das komplette Vertrauen zu entziehen, lohnt es sich, zu schauen, wo es eigentlich hakt. Und dann ganz gezielt an diesem Problem zu arbeiten.
Vertrauen ist machbar. Baue auf diese 6 Säulen: Verbindung, psychologische Sicherheit, Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit, Kompetenz und Bedeutung.
Dorothea von Wichert-Nick
Im Fall von Alex und Carl waren drei Säulen beschädigt:
Verbindung. Carl war noch neu, man kannte sich kaum. Das hat sich mit diesem Prozess geändert. Alex und Carl sind sich nicht nur inhaltlich, sondern auch persönlich näher gekommen.
Bedeutung. Anfangs wollte Carl seinen Wert mit eigenständigen Aktionen beweisen. An sich gut gemeint - aber die fehlende Absprache ging nach hinten los. Die Alleingänge gaben Alex das Gefühl, dass Carl ihre Vorschläge und Kommentare nicht ernst nahm. Und ihr Pushback gab dann Carl das Gefühl fehlender Wertschätzung. Ein Teufelskreis. Durch die gemeinsame Arbeit lernen beide Seiten ihren jeweiligen Wert erkennen und schätzen. Jetzt begegnen sie sich auf Augenhöhe.
Kompetenz. Carl hatte eine grundlegende Kompetenz im Influencer Marketing, war aber noch relativ neu im Geschäft. Die gemeinsamen Kampagnen halfen ihm, seine Kompetenz aufzubauen, und Alex, seiner Kompetenz zu vertrauen.
Die Reflektion der Vertrauenshebel erlaubte es Alex und Carl, das Vertrauen ganz bewusst wieder herzustellen. Für jede Säule entwickelten sie passende Restaurierungsmaßnahmen.
Ihr gemeinsames Learning: Vertrauen ist machbar.
Wir können Vertrauen durch bewusste Führung aktiv gestalten, statt Opfer eines „Vertrauensbruches“ zu werden. Und werden damit Meister in der zentralen Aufgabe echter Leader: Im aktiven Management von Beziehungen.
Vertrauen herstellen in 3 Schritten
Sicher hast auch du Führungsbeziehungen, in denen das Vertrauen zumindest mal wackelig ist. Mit diesen 3 Schritten kannst du das Vertrauen wiederherstellen.
Schritt 1. Vertrauensbruch identifizieren. Reflektiere, welche der sechs Säulen des Vertrauens angeschlagen ist. Meist hakt es nur an ein oder zwei Stellen, der Rest ist eigentlich ok. Bewerte dazu jede der Säulen auf einer Skala von 1-sehr gering bis 5-super.
Überlege, was dir jeweils fehlt, und welche Maßnahme das Vertrauen wieder herstellen können. Reflektiere auch, welchen Anteil du selbst an der Vertrauenskrise hast.
Hast du dich z.B. über ihn geärgert, diesen Ärger aber runtergeschluckt, und so getan, als wäre alles ok (fehlende Aufrichtigkeit)? Oder nimmst du dir nur wenig Zeit zum Kennenlernen (Verbindung)? Gibt du unklare Anweisungen und änderst ständig deine Anforderungen (Verlässlichkeit)? Habe ich alles schon erlebt.
Bereite auf Basis dieser Erkenntnisse ein Feedback vor. Orientiere dich gerne am SBI-D-Feedback-Format.
Schritt 2. Feedback & Entwicklungsplan. Führe nun ein ausgiebiges Feedbackgespräch mit der oder dem Betroffenen. Mach deinem Gegenüber als erstes klar, dass dieses Gespräch von dem Wunsch getrieben ist, tiefes Vertrauen zu etablieren.
Nutze das Feedbackformat, um deine Beobachtungen zu teilen. Überlegt, wie ihr die wackeligen Säulen gemeinsam repariert. Es ist selten nur ein einseitiges Problem. Und macht euch dann einen gemeinsamen Entwicklungsplan. Fangt mit kleinen, wenig riskanten Schritten an und traut euch dann immer mehr zu.
Schritt 3. Umsetzung& Retrospektive. Setzt nun eure Überlegungen um. Macht spätestens alle 4 Wochen eine Retrospektive: Was haben wir bereits erreicht? Verbessert sich das Vertrauen? Wo gibt es noch Anpassungsbedarf?
Wenn alles gut läuft, geht es euch bald schon wie Alex und Carl:
Das Vertrauen ist wieder hergestellt und ihr erreicht in der Zusammenarbeit die Performance, von der ihr eigentlich träumt.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Key Take Aways
Vertrauen ist die Basis von High Performance. Bewusster Vertrauensaufbau ist die wichtigste Kompetenz eines Leaders.
Vertrauensvorschuss und ins kalte Wasser werfen klingt gut, ist aber hochriskant. Startet lieber mit einem guten Grundvertrauen und baut das Vertrauen dann quer über alle sechs Säulen auf: Verbindung, psychologische Sicherheit, Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit, Kompetenz und gegenseitige Bedeutung.
Und geht doch mal was schief, könnt ihr das Vertrauen mit drei Schritte wieder kitten:
“Vertrauensbruch” identifizieren: Welche der Säulen ist angeschlagen? Was ist dein Anteil daran? Was brauchst du zur Heilung?
Feedback & Entwicklungsplan. Gib deinem Gegenüber Feedback zu deiner Erfahrung. Höre dir an, wie er oder sie euer Vertrauen erlebt. Und entwickelt dann Ideen zum Vertrauensaufbau.
Umsetzung& Retrospektive. Setzt euren Entwicklungsplan um und überprüft alle 4 Wochen in einer kleinen Retrospektive, wie sich das Vertrauen entwickelt.
Und nun zu Dir!
Wie sehr vertraust du deinen Kolleg:innen? Wie stabil sind die verschiedenen Säulen?
Hast du Vertrauensprobleme im Team? Welchen Impact hat das auf eure Performance?
Überlege dir für jeden Problemfall eine vertrauensbildende Maßnahme.
Viel Erfolg bei der Umsetzung!
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