
Ich wette du kennst sie auch: Drama-Kings und -Queens.
Menschen, die es immer wieder schaffen, sich aus der Verantwortung zu ziehen.
Entweder, indem sie das ohnmächtige Opfer spielen, oder indem sie mit ihrer Negativität alle auf Abstand halten. Zwei aktuelle Coaching-Fälle zeigen das Spektrum.
Lina, eine starke Senior Account Managerin, liefert Top-Zahlen. Doch die Zusammenarbeit mit ihr ist anstrengend. In Meetings fällt sie ihren Kollegen ständig ins Wort, macht abwertende Kommentare, muss immer Recht behalten. Ihr tiefes Wissen bunkert sie – und stellt damit sicher, dass sie unverzichtbar ist. Klassisches Beispiel einer toxischen Performerin.
Auf der anderen Seite: Tom. Product Owner, schon lange dabei, nicht wirklich stark. Viele seiner Sätze beginnen mit „Ich kann da nichts machen…“, „Die anderen blockieren mich…“,„Ohne die Ressourcen aus dem Tech-Team geht gar nichts.“ Deadlines reißt er fast immer – ohne seinen Anteil zu sehen. Die Botschaft: „Ich bin ausgeliefert.“ Das perfekte Beispiel des Ewigen Opfers.
So unterschiedlich die beiden wirken – sie teilen eine Gemeinsamkeit: Sie lösen bei uns einen Retter-Reflex aus und entziehen sich damit der Verantwortung für ihr Verhalten. Mit dieser Strategie sind sie Sprengstoff für jedes Team – und müssen entweder lernen, Verantwortung zu übernehmen, oder das Team verlassen.
Mit diesem Blogartikel zeige ich dir, woran du Drama-Kings & -Queens frühzeitig erkennst, wie du sie mit dem CLEAR-Prozess in die Verantwortung bringst und 7 Anti-Drama-Sätze für den Führungsalltag.
Drama-Kings und-Queens gibt es in zwei typischen Versionen:
So unterschiedlich das Verhalten ist – beide Typen nutzen geschickt die Drama-Dynamik. Indem sie in die Opfer- oder Verfolger-Rolle gehen, schieben sie uns in die Retter-Rolle. Wir übernehmen die Verantwortung, der sie sich entziehen. Rückdelegation vom Feinsten.

Schauen wir Linas Beispiel an: Weil Jonas, ihr Lead, ihre Leistung braucht, hält er sie bei Laune – „Wir brauchen die Umsätze, das Feedback muss warten.“ Damit spricht er sie von Verantwortung frei und wird zum Retter.
Die Teamstimmung kippt, immer mehr Kollegen verstummen: „Warum sollen wir was sagen, wenn sie uns immer wieder vorführt?“ Gibt Jonas schließlich Feedback, dreht Lina den Spieß um und macht sich selbst zum Opfer: „Alle sind gegen mich.“
Der Ton wird schärfer.Jonas pendelt zwischen Retter („Ich übernehme den heiklen Pitch.“) und genervtem Verfolger („So geht das nicht weiter!“). Das Drama-Karussell läuft auf Hochtouren.
Lina zeigt die typischen Verhaltensmuster im Verfolger-Modus:
Und so sehen die Frühwarnsignale aus:
Ähnlich bei Tom: Seine Lead Karen will helfen – sie springt ein, übergibt Aufgaben ans Tech-Team, übernimmt Eskalationen: „Ich kläre das für dich, damit du Luft bekommst.“ Die perfekte Retterin.
Auch hier kippt dieStimmung: Die Entwickler wollen nicht ständig Feuerwehr spielen. „Der liefert eh nur unausgegorene Story Points - da können wir es gleich selbst machen.“ Man umgeht Tom, stimmt sich direkt mit Karen ab. Als es Karen reicht, kippt Tom vom Opfer in den Verfolger: „Kaum wird es schwierig, lässt du mich hängen.“
Der Ton wird härter, Karen wechselt – erst ins Retten („Okay, ich schreibe noch mal …“), dann genervt in den Verfolger („Jetzt reicht’s – so arbeiten wir nicht weiter!“). Wieder ein Drama-Karussell, das sich immer schneller dreht.
Typische Verhaltensmuster der ewigen Opfer:
Und die wichtigsten Frühwarnsignale:
Diese Drama-Dynamiken sehe ich in vielen Teams. Nur selten werden toxische Performer und ewige Opfer systematisch und zügig identifiziert – geschweige denn konsequent in die Verantwortung geführt.
Im Gegenteil: Häufig stabilisieren Führungsdynamiken das Karussell – und feuern es weiter an.
Erkennst du dich oder dein Umfeld darin wieder? Und was kannst du tun, damit das Drama-Karussell gar nicht erst Fahrt aufnimmt?
Das Drama zu erkennen – und nicht weiter anzuheizen – ist nur der erste Schritt.
Noch wichtiger: Bringe dein Teammitglied klar und deutlich in die Verantwortung. Oder – wenn das nicht gelingt – trenne dich davon.
Drama-Kings und -Queens haben in deinem Team nichts zu suchen. Entweder sie übernehmen Verantwortung – oder sie verlassen das Team.
Dorothea von Wichert-Nick
Nutze dafür den CLEAR-Prozess in fünf Schritten:
Gib klares Feedback inklusive deiner Verhaltenserwartung. Nutze z. B. das SBI-Format (Situation–Behavior–Impact). (Hier mehr dazu)
„Gestern im Jour-fixe (S) hast du Anna 2× unterbrochen und ‚Unsinn‘ gesagt. Das hat mich gebremst und das Team verunsichert. Meine Erwartung an dich: Klar in der Sache und respektvoll im Ton.

Sichere mit Rückfragen ab, dass dich dein Gegenüber wirklich verstanden hat:
„Mir ist wichtig, dass mein Feedback wirklich bei dir ankommt. Was hast du verstanden? Kannst du mir das mit deinen eigenen Worten wiedergeben? Was habe ich beobachtet? Was hat das mit mir gemacht?“
Frage so lange nach, bis auch der Impact verstanden ist. Diese Technik heißt „Loopen“. Ein gutes Signal für den Erfolg ist ein Satz wie: „Es tut mir leid, dass es dir so geht. Das habe ich nicht gewollt.“
Bring den Betroffenen in die Verantwortung für seine Weiterentwicklung:
„Nachdem klar ist, worum es mir geht: Mach bitte einen Vorschlag, wie du dein Verhalten künftig entwickelst. Nenne 2–3 Maßnahmen und wie wir den Erfolg messen. Lass uns einen Zeitplan mit regelmäßigen Reviews festlegen.“
Haltet eine knappe, einseitige Vereinbarung fest – inklusive Konsequenzen bei Nichteinhaltung. (Hier zum Führen mit Konsequenzen):
„Wenn du A (Einhaltung) lieferst, mache ich A′ (Vertrauen rauf, Projekte/Beförderung wieder on). Wenn du B (weiter so) wählst, mache ich B′ (formelle Schritte, Themenstopp, ggf. Rollenprüfung). Du entscheidest über dein Verhalten – ich halte unsere Vereinbarung.“
Fehlt nur noch der letzte Schritt: Nachhalten der Vereinbarung und ggf. Umsetzen der Konsequenzen. Wöchentliche kurze Reviews, einmal im Monat längere Feedback-Session. Klare Message: „Du entscheidest über dein Verhalten – ich halte unsere Vereinbarung.“
Im besten Fall wandelt sich der Drama-King oder die -Queen zu einem wertvollen Teammitglied und alles ist gut. Falls nicht, habt ihr die Klarheit: So geht es hier nicht weiter.
Drama-Kings und -Queens sind oft wahre Meister der Manipulation. Sie wissen genau, wie sie Verantwortung an dich und das Team zurückschieben. Ihr (meist unbewusstes) Ziel: in der Opfer- oder Verfolger-Rolle bleiben – und keine Verantwortung übernehmen.
Egal, wie gut du den CLEAR-Prozess vorbereitet hast: Rechne damit, dass sie versuchen, dich immer wieder ins Drama zurückzuziehen.
Hier die 7 häufigsten Drama-Moves – so reagieren Drama-Kings und -Queens auf deine Führungsversuche, so es dich ins Drama, und so konterst du mit einem Empower-Move:
Performance-Schild 🛡️
Schuldzuweisung 👉
Gegenangriff (Defensiv-Aggression) ⚔️
Tränendrüse 😭
Beweislast-Umkehr 📊
Ausnahme-Fischen 🎣
ÖffentlicheEskalation 🌀
Drama-Kings und -Queens kosten Fokus, Vertrauen und Energie.
Der Erfolgsfaktor: Die Muster früh erkennen. Und die betreffenden Kollegen mit dem CLEAR-Prozess konsequent wieder in die Verantwortung bringen. Dabei klar machen: Verhalten zählt genauso wie Ergebnis.
Mit diesem Verständnis haben meine Coachees Klarheit gegenüber Lena und Tom geschaffen:
Bei Lina hat der Wink mit dem Zaunpfahl gewirkt: Klarer Rahmen, Looping, Vereinbarung – sie hat Verantwortung für ihr Verhalten übernommen und sich sichtbar weiterentwickelt. Die Stimmung im Team entspannt sich zusehends.
Tom dagegen blieb im Opfermodus. Nach klaren Reviews und verfehlten Zusagen folgte die Trennung. Schwer – aber genau richtig. Als das Thema durch war, waren alle spürbar erleichtert, und das Team gewann an Fokus und Geschwindigkeit.
Unser Takeaway: Gebe dem Drama keine Bühne. Identifiziere Fehlentwicklungen frühzeitig. Formuliere klare Erwartungen, achte auf eine messbare Entwicklung, und ziehe die Konsequenzen falls es nötig ist – so schützt du eure Kultur und eure Performance.
Raus aus dem Alltags-Drama! Wir hassen sie alle: Köchelnde Konflikte. Kleine Dramen mit den immer gleichen Rollen. Lerne sie zu verstehen und brich selbstbewusst aus.
Ein gutes Feedback ist ein Feed Forward: Gutes Feedback ist wie ein kleines Coaching und bringt euch einen gewaltigen Schritt nach vorne. So geht es!
Klare Konsequenzen – Geheimwaffe der effektiven Kommunikation. Du hast deinem Kollegen schon x-mal gesagt, dass dich sein Verhalten stört. Aber nichts passiert. Lerne, mit Klaren Konsequenzen endlich aus dem diesem Drama auszubrechen.