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Eine Coachee – nennen wir sie Alexa – sitzt mir im Office gegenüber.
Der Blick leer. Die Hände umklammern ihre Teetasse, als wäre sie das Letzte, was ihr noch Halt gibt.

„Ich hab alles auf diesen einen Moment gesetzt. Und jetzt fühlt sich alles sinnlos an.“

Alexa ist brillant. Klug. Engagiert. Sie hat ein großartiges Team aufgebaut, Top-Investoren überzeugt, alles gegeben.

Ihr Ziel war klar: „Der Exit. Ein paar Jahre durchackern – dann endlich frei sein. Zeit fürs Leben haben.“

Doch das Ziel rückte nicht näher. Im Gegenteil: Es entfernte sich. Denn kein Start-up läuft nach Plan. Und mit jeder Woche ohne Durchbruch: Mehr Selbstzweifel. Mehr Druck. Mehr Erschöpfung. 😰

Das ist das Dilemma des endlichen Spiels.

Wir richten unsere ganze Energie auf ein Ziel in der Zukunft: Funding. Exit. Finanzielle Freiheit.
Den Moment, an dem sich alles endlich leicht anfühlen soll.

Doch bis dahin? Rennen wir, machen Druck, funktionieren. Wir handeln nicht aus Klarheit – sondern aus Hoffnung auf Erlösung. Wir führen nicht – wir treiben uns hart an.

Und wenn das Ziel ins Stocken gerät, verlieren wir nicht nur unsere Orientierung. Wir verlieren uns selbst.

🔒 Das endliche Spiel ist eine selbstgewählte Grenze.
Ein Upper Limit, das sagt: „Bis hierhin muss ich es schaffen – erst dann bin ich wertvoll, sicher, frei.“

Aber was, wenn genau diese Grenze zur inneren Glasdecke wird? Was, wenn sie nicht nur unseren Erfolg – sondern unsere eigentliche Größe sabotiert?

Es ist Zeit für einen anderen Blick auf deine Ziele. Einen Wechsel der Perspektive:
Weg vom endlichen Spiel. Hin zum unendlichen Spiel.

In diesem Blogartikel erfährst du,
✨ was das unendliche Spiel wirklich bedeutet –
🧭 und wie es dich zu echter Führung und innerer Freiheit führt.

Endliches vs. unendliches Spiel

Simon Sinek stellt in seinem Buch „The Infinite Game“ eine provokante These auf:

„Es gibt zwei Arten von Spielen im Leben: Endliche Spiele – und unendliche Spiele.“

Endliche Spiele folgen klaren Regeln. Es gibt einen definierten Gegner, ein festgelegtes Ziel – und das Spiel endet, sobald jemand „gewinnt“.

Dieses Denken prägt viele Startups und Unternehmen:

  • Die exitorientierte Gründung.
  • Das kompromisslose Verdrängen von Wettbewerbern.
  • Das Durchreichen von Firmen von einem Investor zum nächsten.

Hier regiert die Uhr: Wer ist schneller? Wer skaliert härter? Wer „gewinnt“ zuerst?

Kurzfristig kann das funktionieren. Aber langfristig führt es oft zu Leere, Instabilität oder Überforderung. Führung wird taktisch. Top-down. KPI-gesteuert. Entscheidungen folgen kurzfristigen Anreizen – selbst, wenn sie langfristig schaden.

Und gesamtwirtschaftlich?

Auch dort wirken endliche Spiele verführerisch effizient. Aber sie sie schaffen keine stabilen Märkte.
Sie erzeugen Hype-Zyklen, die in sich zusammenbrechen, massive Kapitalverbrennung und gesellschaftliche Kollateralschäden – wie man sie etwa bei Scooter-Startups oder Lieferdiensten beobachten konnte. Gewinner gibt es wenige – die Kostentragen oft viele.

Eine Wirtschaft aus endlichen Spielen erzeugt Gewinner – aber kein stabiles Spielfeld.
Eine Wirtschaft aus unendlichen Spielen sichert das Spielfeld – und damit Zukunft.

Unendliche Spiele funktionieren fundamental anders.

Sie haben kein Ende, keine festen Gegner, kein abgeschlossenes Ziel.

Hier geht es nicht darum, zu gewinnen – sondern darum, langfristig im Spiel zu bleiben. Zu gestalten. Zu wirken. Zu wachsen. Etwas Nachhaltiges und Großes zu schaffen – idealerweise auf eine Weise, die Sinn stiftet.

In der Unternehmenswelt zeigt sich das unendliche Spiel beim Aufbau von Familienunternehmen, in missionsgetriebenen Geschäftsmodellen oder in einer konsequenten Investition in Innovation, Kultur und Menschen.

Deutschland hat eine reiche Tradition solcher Unternehmer. Hör mal rein in Podcasts von Unternehmern wie Reinhold Würth, Hans Thomann oder Bastian Fassin und Tobias Bachmüller (Katjes) oder Dirk Rossmann.

Was sie verbindet, ist mehr als eine Strategie – es ist eine Haltung: Mission statt Konkurrenz, Vertrauen statt Taktik, Qualität statt Hype.

Sie setzen auf Differenzierung statt Verdrängung. Sie schaffen herausragende Produkte, die echten Bedarf decken. Ihre Verantwortung endet nicht bei den Aktionären – sondern schließt Mitarbeitende, Kunden und Gesellschaft mit ein.

Sie führen dienend – nicht herrschend. Und sie investieren langfristig: in Bildung, in Forschung, in Kultur. Oft ohne unmittelbaren ROI – aber mit nachhaltiger Wirkung.

Ihre Innovationen entstehen nicht aus Kalkül, sondern mit langfristiger Perspektive. Sie bauen nicht auf Exzesse – sondern auf Stabilität, Vertrauen und Anpassungsfähigkeit.

Das Ergebnis?

Resiliente Organisationen mit einer starken Unternehmenskultur. Hoher Innovationskraft. Echter Verantwortung. Nicht laut – aber dauerhaft wirksam. Nicht nur wirtschaftlich erfolgreich – sondern gesellschaftlich wertvoll.

Sie machen klar:

Das unendliche Spiel ist kein Ziel.
Es ist eine Haltung.

Wer es spielt, ist nicht getrieben von Status oder Geschwindigkeit – sondern von einem inneren Ruf. Dem Wunsch, etwas zu hinterlassen, das trägt – auch wenn man selbst längst nicht mehr dabei ist.

Die Wahl zwischen endlichem und unendlichem Spiel prägt nicht nur dein Unternehmen.
Sie verändert dich. Und alles, was du gestaltest.

Deine innere Haltung entscheidet

Denn das Spiel, das du als Unternehmerin oder Unternehmer spielst, ist nicht einfach nur irgendeine Strategie. Es ist Ausdruck deiner inneren Haltung.

Viele meiner Coachees – brillante Gründer:innen, Top-Führungskräfte, Menschen mit Vision – erzählen mir irgendwann das Gleiche wie Alexa:

„Ich habe so lange auf dieses Ziel hingearbeitet. Und jetzt fühlt es sich leer an.“
Oder: „Ich strenge mich so an – und doch komme ich mir vor wie in einem Hamsterrad.“

Das ist kein persönliches Scheitern. Es ist die natürliche Folge des endlichen Spiels.

Wir starten mit Energie und klaren Zielen: Karriere. Top-Position. Exit.  Doch irgendwann kippt etwas. Die Luft wird dünner. Die Motivation täglich schwerer.

  • Das Ziel rückt immer weiter weg. Die Finanzierungsrunde platzt, die Beförderung bleibt trotz harter Arbeit aus.
  • Das Ziel wird erreicht - und bringt doch keine Erfüllung. So viele Gründer fallen nach ihrem Exit in ein Loch.

Nicht, weil sie versagt hätten – sondern weil sie in ein Spiel geraten sind, das ihren Wert an eine konkrete Leistung koppelt.

Wenn wir unser Selbstwertgefühl an ein enges Ziel koppeln – Exit, Funding, Position – setzen wir uns selbst unter eine unsichtbare Decke.

Das endliche Spiel verspricht schnellen Erfolg, Anerkennung, Sicherheit. Doch unter der Oberfläche wirkt ein tiefer, oft unbewusster Antreiber: Ein innerer Beweisdruck, den viele seit ihrer Kindheit kennen.

  • „Ich muss etwas erreichen – sonst bin ich nichts wert.“
  • „Ich muss ganz nach oben – um eine alte Geschichte zu überschreiben.“

Dieser Beweisdruck endet nicht mit dem erreichten Ziel – ersucht sich sofort ein neues. Ziele, die im Außen glänzen, aber innerlich selten nähren. Ziele, die aus dem Vergleich entstehen: Wo stehe ich im Verhältnis zu anderen?

Der äußere Wettbewerb wird vom inneren Peitschenmann angetrieben. Schneller, höher, weiter – nie ist es genug. So rennen wir von Meilenstein zu Meilenstein: Die nächste Runde. Die nächste Bewertung. Die nächste Schlagzeile. Die Orientierung liefern meist andere: Investoren, Benchmarks, Vorbilder.

„Finite players play to beat the people around them.
Infinite players play to be better than themselves.“
Simon Sinek

Dieses Spiel kannst du nur mit äußerster Disziplin, Druck und Tempo durchhalten. Doch im Inneren wächst die Leere. Konflikte entstehen. Die Identität wird brüchig. Erschöpfung droht. Oder Überdrehen.

Wie tödlich das endliche Spiel sein kann, beschreibt Viktor Frankl in seinem Buch „…trotzdem Ja zum Leben sagen“.

Im KZ Auschwitz beobachtete er zwei Arten von Hoffnung:

  • Die einen klammerten sich an ein konkretes Datum – etwa Weihnachten, an dem die Amerikaner angeblich kommen sollten. Sie lebten auf dieses endliche Ziel hin. Doch als es verstrich, zerbrach ihr Lebenswille. Der Sinn wich – und mit ihm die Kraft zu überleben.
  • Die anderen hielten sich nicht an einem Datum fest – sondern an ihrem Lebenstraum, an dem Was sie danach gestalten wollen. Sie wussten nicht, wann – aber sie wussten wofür. Und genau das hielt sie lebendig.

Und wie fühlt sich das unendliche Spiel an?

Ganz anders. Hier geht es nicht um Exit oder Erfolg – sondern um Sinn und Wirkung.

Menschen, die dieses Spiel spielen, sind innerlich anders verankert.

Sie fragen nicht: „Was muss ich tun, um zu beweisen, dass ich es wert bin?“

Sondern: „Wer bin ich – und was will durch mich in diese Welt?“

Ihr Antrieb kommt von ihrem Innersten: aus ihrer Geschichte, ihrer Erfahrung, ihrer Vision. Sie bauen Unternehmen nicht, um möglichst schnell rauszugehen – sondern um etwas zu schaffen, das bleibt. Etwas, das größer ist als sie selbst. Etwas, das auch dann noch ihre Werte lebt, wenn sie längst weitergezogen sind.

Im Coaching brachte es ein Unternehmer jüngst so auf den Punkt:

„Mein Lebenszweck hängt nicht vom Geld ab.
Mein Ziel: Ein richtig geiles Unternehmen schaffen, nachhaltig auf allen Ebenen. Cut the Bullshit. Gemeinsam etwas Großartiges schaffen: Geile Produkte, Kunden, Markt, Systeme. Mit großem Spaß für alle.“

Im unendlichen Spiel ist die Arbeit kein Preis, den du zahlen musst, um später irgendwann gut zu leben. Arbeit ist Leben. Ausdruck deiner Lebendigkeit.

Aus dem getriebenen „Ich muss“ wird ein klares: „Ich will-  und ich werde.“

Diese Haltung macht frei. Da ist kein innerer Peitschenmann mehr, der dich antreibt. Sondern Resonanz und Freude am Wirken.

Es ist das unglaubliche Glück, am richtigen Ort zu sein. Das tiefe Gefühl: Ich tue, was ich tun soll.

Nenn es Flow, oder Berufung. Auf jeden ist es eine neue Energie. Nicht der angespannte Druck, der aus einem Mangelgefühl erwächst, sondern die innere Flamme deiner eigenen Mission.

Es entsteht Raum – für Kreativität. Für Verbindung. Für echte Beziehungen. Für Entscheidungen, die man nicht nur trifft, sondern trägt.

Du spürst:
Ich bin Teil von etwas, das größer ist als ich – und trotzdem durch mich wirkt.

Das unendliche Spiel ist kein Ziel. Es ist ein Weg. Ein innerer Kompass.
Und wahrscheinlich die tiefste Form von unternehmerischer Freiheit, die wir je erleben können.

Und genau das war der Wendepunkt in unserer Coaching-Session mit Alexa.

Eben noch erschöpft, lehnt sie sich zurück. Für einen Moment ist alles still. Und dann sagt sie – fast flüsternd:

„Ich will einfach nur ein gutes Unternehmen bauen. Eins, auf das ich wirklich stolz bin. Egal wie lange es dauert.“

Kein Exit. Keine Deadline. Kein Druck, der von außen kommt.

Sondern ein Weg, der trägt – und verändert.

 

Welches Spiel spielst du – wirklich?

Vielleicht ist jetzt der Moment, dein eigenes Spiel zu hinterfragen. Die folgende Übung hilft dir, genau dort hinzuschauen:

Welches Spiel spielst du gerade –wirklich?

Was ist der wahre Motor hinter deinen Entscheidungen, deinem Tempo, deinen Zielen?
Diese Reflexionsübung hilft dir, deine derzeitige Haltung ehrlich zu beleuchten – und erste Impulse für Veränderung zu erkennen.

Schritt 1: Dein aktuelles Spiel

Lies jede Aussage in Ruhe durch. Spür hin. Was trifft spontan auf dich zu?

TypischeDenkweisen im endlichen Spiel

  • Ich messe Erfolg vor allem an Zahlen: Exit, Bewertung, Umsatz, Funding.
  • Ich arbeite oft unter Druck – als würde alles an mir hängen.
  • Ich fühle mich oft abhängig von Erwartungen: Investoren, Markt, Umfeld.
  • Ich habe das Gefühl, „noch etwas beweisen“ zu müssen.
  • Ich frage mich manchmal: Was kommt eigentlich nach dem nächsten Ziel?
  • Ich vergleiche mich oft mit anderen – in Leistung, Tempo oder Status.
  • Ich habe das Gefühl, ständig getrieben zu sein.
  • Ich optimiere Entscheidungen häufig für kurzfristige Wirkung.

Typische Haltungen im unendlichen Spiel

  • Ich baue etwas, das größer ist als ich – mit Blick auf Langfristigkeit.
  • Ich treffe Entscheidungen, die sich mit meinen Werten decken – auch wenn sie nicht sofort auszahlen.
  • Ich spüre in meinem Tun einen echten Sinn – unabhängig von Ergebnissen.
  • Ich messe Erfolg auch an Sinn, Beziehungen und Entwicklung.
  • Ich führe, um Menschen zu entwickeln – nicht nur, um Ziele zu erreichen.
  • Als Unternehmer gilt meine Verantwortung nicht nur dem Unternehmen, sondern auch der Gesellschaft.
  • Ich empfinde meine Arbeit als Ausdruck meiner Persönlichkeit, nicht als Kraftakt.
  • Ich nehme mir bewusst Raum für Reflexion, um aus der Tiefe statt reaktiv zu führen.

Schritt 2: Zwischenfazit – ohne Urteil

Schau auf deine Häkchen – und dann auf dich.

Notiere 1–2 Sätze:

  • So führe ich aktuell mein Spiel:
  • Was daran fühlt sich stark und stimmig an– was erzeugt Druck oder Reibung?

Schritt 3: Dein unternehmerischer Kompass

Stell dir vor, du baust nicht nur ein Unternehmen. Sondern ein Spielfeld, auf dem du und andere wachsen können.

Frage dich:

  • Was will ich mit meinem Unternehmen schaffen?
  • Welche Entscheidungen sind Ausdruck meiner Überzeugungen – nicht nur meiner kurzfristigen Ziele?
  • Was würde ich anders machen, wenn mein Unternehmen auch in 50 Jahren noch Bestand haben sollte?

Und zum Schluss: Formuliere eine Leitfrage, die dich künftig im Alltag begleitet – z. B.

„Würde ich diese Entscheidung auch treffen, wenn ich noch 20 Jahre Teil des Spiels bin?“
oder
„Was bedeutet Erfolg für mich – jenseits der KPI?“

 Viel Spaß beim Umsetzen.

Key Take Aways

Viele Unternehmer starten mit klaren Zielen: Exit, Marktführerschaft, finanzielle Freiheit.
Doch diese Ziele entpuppen sich oft als eine innere Glasdecke, die uns blockiert statt zu befreien.

Das endliche Spiel:

  • folgt klaren Regeln, festen Gegnern, einem Ziel und einem „Sieg“
  • erzeugt kurzfristigen Erfolg, aber auch hohen Druck, innere Entkopplung und Erschöpfung
  • ist oft an äußere Erwartungen und Beweisdruck gekoppelt
  • endet mit Leere – oder dem nächsten Ziel

Das unendliche Spiel:

  • folgt einem inneren Ruf statt äußeren Benchmarks
  • baut auf Sinn, Langfristigkeit und echter Verbindung
  • schafft Unternehmen mit Resilienz, Kultur und nachhaltiger Wirkung
  • schenkt innere Freiheit, Kreativität – und tiefe unternehmerische Freude

Dein unternehmerisches Spiel ist ein Spiegel deiner Haltung.

Die Frage ist nicht:
Wie schnell kann ich wachsen?

Sondern:
Was darf durch mich entstehen, das bleibt?

Hier gibts mehr dazu…

Das Upper Limit: Deine heimliche Erfolgsbremse. Erfolg – und plötzlich läuft’s nicht mehr? Entdecke, wiedu dein Upper Limit erkennst, durchbrichst und das Leben führst, das wirklichzu dir passt.