Durch Anklicken von „Allen Cookies zustimmen“ erlauben Sie, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden, damit die Navigation und Analyse der Seitenbenutzung verbessert und Marketingaktivitäten unterstützt werden. Sieh Dir die Datenschutzerklärung für mehr Informationen an.
Gutes Wachstum fängt mit den richtigen Impulsen an
Wertvolle Anregungen für die Entwicklung deines Unternehmens und regelmäßige Inspirationen für deine persönliche Weiterentwicklung. Im Volate Blog findest du beides.
Finde dein Anliegen!
Ziele enden – ein Anliegen bleibt. Entdecke, wie dein innerer Ruf entsteht und warum er der Schlüssel zu echter Wirksamkeit, Tiefe und Führung mit Haltung ist.
Thank you! Your submission has been received!
Oops! Something went wrong while submitting the form.
Die Welt um uns herum scheint aktuell durchzudrehen.
Morgens warten wir immer wieder auf den neuesten Trump und die neuesten Absurditäten aus dem MAGA-Land. Gleichzeitig erleben wir ein Europa, das erst langsam aus einer Phase der Lethargie erwacht.
Zwei toxische Extreme – und wir als Leader und Unternehmer mittendrin.
Wie wollen wir zwischen diesen beiden Extremen führen?
Wie können wir durch unsere Führung einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten – einer Welt, in der wir nachhaltiges Wachstum aus uns selbst heraus schaffen?
Meine Antwort: Indem wir in unseren Teams und Unternehmen eine Kultur schaffen, in der Menschen – wie es Bodo Janssen wunderbar formuliert – „abends aufrechter nach Hause gehen, als sie morgens gekommen sind.“
Eine Wachstumskultur, die sich sowohl der amerikanischen MAGA-Manie als auch der europäischen Lethargie entgegenstellt. Die Menschen empowert und ihnen Zuversicht gibt.
Eine Welt toxischer Extreme
Aktuell erleben wir einen Riss, der durch die globale Gemeinschaft geht und zwei toxische Extreme schafft.
Lethargokratie
Auf der einen Seite stehen viele europäische Länder, allen voran das Deutschland der letzten Jahre – und bis zur Wiederwahl von Trump: auch die USA.
Hier ist eine „Führungsform“ entstanden, die Peter Sloterdijk bereits 2013 – also schon vor zwölf Jahren – treffend als Lethargokratie bezeichnet hat: Eine Herrschaft der Teilnahmslosigkeit und Trägheit, die sich durch die ganze Gesellschaft zieht – Politik, Unternehmen, Menschen.
Ihre Kennzeichen:
Mutloses Herumdoktern an den Problemen, die sich immer weiter auftürmen. Wachsende Resignation angesichts der Polykrise: „Das kann doch keiner schaffen!“ Zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber den Errungenschaften der Demokratie. Jammern und AfD wählen ist für viele der einzige „Beitrag“ zu den Problemen dieser Zeit.
Der Kampf zwischen politischen Lagern wird immer erbitterter. Das Scheitern der letzten Regierung lag nicht nur an der Zerstrittenheit der Koalitionspartner, sondern auch an internen Grabenkämpfen.
Entstanden ist eine Gesellschaft, die sich im Schutz der Partialinteressen verheddert: Die Gruppen, die besonders bedacht werden müssen, werden immer kleinteiliger. Und die Regelwerke, die all diese Interessen absichern sollen, immer komplexer. Das Ergebnis: Überbordende Regulierung und lähmende Bürokratie.
Gleichzeitig werden zentrale Zukunftsthemen verdrängt: Rente, Verteidigung, Migration, Infrastruktur. Während man sich in immer detaillierteren Paragrafen verliert, verschwindet die Zukunft aus dem Blickfeld. Die Reaktion: Schuldzuweisungen und kollektive Prokrastination.
Das Ergebnis der Lethargokratie: Stagnation – bis hin zumSchrumpfen.
Es greift zu kurz, die Schuld allein der Politik zuzuschieben. Auch in vielen Unternehmen herrscht ein gefährliches „Weiter so“. Ein Ausruhen auf den Lorbeeren der Vergangenheit.
Die Autoindustrie blieb in weiten Teilen in der Vergangenheit hängen – und ruft nun nach dem Retter. Der Dieselskandal ist die Quintessenz unternehmerischer Lethargokratie.
Jedes Jahr müssen zehntausende Unternehmen aufgeben, weil ihre Führung es nicht geschafft hat, sich der Realität zustellen und auf die Zukunft einzustellen. Es lief ja lange „super“ – mit billiger Energie und einem scheinbar unerschöpflichen chinesischen Markt.
Die MAGA-Manie - das zweite toxische Extrem
Und es gibt noch ein zweites Ergebnis der Lethargokratie: den Übergang in das andere Extrem.
Die MAGA-Manie
Wir sehen es in den USA, wir sehen es in Brasilien. Wir sehen es im Erstarken der AfD.
Make (whatever you want) Great Again.
Wer sich in der Realität verloren fühlt, sehnt sich nach einem starken Retter. Ein Heilsbringer, der all diese Probleme einfach wegzaubert – der uns das Gefühl von Stärke zurückgibt.
Auch in Unternehmen existiert diese Sehnsucht nach dem einen glorreichen Helden, der die Naturgesetze des Wachstums außer Kraft setzt und in kürzester Zeit riesigen Reichtum schafft. Wie sonst ließe sich der absurde Aufstieg (und tiefe Fall) von Unternehmen wie Wirecard oder der Signa-Gruppe erklären?
Die Charakteristika der MAGA-Manie:
Die Basis ist eine groteske Selbstüberschätzung und der Größenwahn ihrer Anführer. Realität und ihre Gesetze? Werden ignoriert oder gleich abgeschafft. Klimawandel? Rassendiskriminierung? Weg damit. „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.“
Wer diese simplifizierte Weltsicht nicht teilt oder Widerspruch wagt, wird aus dem System ausgeschlossen. Wie alle haben alle die Demütigung von Selenskyj durch Trump und Vance vor Augen. Neue Feindbilder werden erschaffen – denn nichts eint eine Gruppe leichter als ein gemeinsamer Gegner und eine klar definierte Dominanzkultur.
Ein differenzierter Blick auf die Welt ist anstrengend – man müsste sich ja selbst hinterfragen. Also weg mit den Grautönen, her mit dem Schwarz-Weiß-Denken. Mann und Frau: Ja.LGBTQIA2S+? Weg damit. Was nicht sofort verständlich ist, hat in diesem System keinen Platz.
Das Ganze funktioniert natürlich nur mit einem extrem vereinfachten Weltbild, das alle auf Spur bringt. Das perfekte Werkzeug: Fake News. Sie verwandeln Fantasie in „Fakten“.
Dazu kommt eine Kombination aus Bulldozer-Aktionismus und blindem Gehorsam: einfach durchregieren, ohne Rücksicht auf Verluste. Mal schauen, was übrig bleibt. Wer nicht gehorcht, wird bestraft – und aus der „schönen neuen Gesellschaft“ verbannt.
Das einzig Tröstliche: Die Halbwertszeit solcher Systeme ist begrenzt. Irgendwann platzt die Blase – allerdings meist mit einem großen Knall, der viele Opfer zurücklässt.
So weit dürfen wir es nicht kommen lassen.
Was geht uns das an?
Lethargokratie, MAGA-Manie – das ist doch große Politik. Wir führen doch „nur“ Teams und Unternehmen. Da sind wir doch machtlos. Oder?
Ganz im Gegenteil.
Als Führungskräfte und Unternehmer gestalten wir einen zentralen Teil der Lebenszeit unserer Kolleginnen und Kollegen.
Die folgende Grafik zeigt, mit welchen Menschengruppen wir wie viele Stunden pro Tag verbringen. Gelb markiert ist die Zeit mit Kolleginnen und Kollegen – einer der größten Zeitblöcke im Leben.
🕒 Diese Zeit liegt in unserer Verantwortung. Unser Job als Leader ist es, diese Zeit bestmöglich zu gestalten.
Das Ziel guter Führung?
Bodo Janssen, Geschäftsführer der Hotelkette Upstalsboom, bringt es in seinem Buch „Das neue Führen““ auf den Punkt:
„Sinn- und menschenorientierte Führung erkennen wir an Mitarbeitenden, die abends aufrechter nach Hause gehen, als sie morgens gekommen sind.“
BodoJanssen
Menschen aufrichten. Menschen ins Wachstum bringen. Dafür stehen wir morgens auf. Und wenn uns das gelingt, schaffen wir die Basisfür eine gesunde Kultur – in unseren Unternehmen und weit darüber hinaus.
Dann helfen wir Menschen, für sich selbst einzustehen. Mutig. Kraftvoll. Gestaltend.
Und damit verändern wir die Welt.
Was können wir tun?
Nein, wir können Menschen nicht einfach „glücklich machen“. Das steht nicht in unserer Macht.
Aber wir können Rahmenbedingungen schaffen, in denen Glück, Sinn und Wachstum möglich sind. Unser Hebel: Orientierung geben und eine Kultur des Wachstums schaffen:
Eine Wachstumskultur ist eine Kultur, die Raum für individuelles Wachstum schafft und damit das ganze Team und unsere Unternehmen über sich hinauswachsen lässt.
Auf dem Weg dorthin brauchen wir einen Kompass. Und dieser Führungs-Kompass hat zwei wesentliche Komponenten:
Werte sind konkrete moralische Prinzipien. Jedes Unternehmen hat sein eigenes, spezifisches Wertegerüst – geprägt durch die Persönlichkeit und Intention der Unternehmer:innen und Führungskräfte im Zusammenspiel mit den Teams.
Tugenden sind keine Firmenpolitik – sie sind universelle Haltungen, die das Gute ermöglichen. In der abendländischen Tradition gibt es sieben Tugenden: Glaube, Liebe, Hoffnung, Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Sie gelten für alle. Zeitlos. Und sie bilden den ethischen Rahmen für unser gemeinsames Handeln.
Als ich vor vier Jahren mein Buch „Vom Gründer zum CEO“ geschrieben habe, stellte ich mir die Frage:
Welche Tugenden brauchen wir, um eine echte Wachstumskultur zu schaffen?
Ich habe viele Bücher und Studien analysiert – immer mit einer klaren Leitfrage: Welche Haltungen zeichnen Unternehmen aus, die echtes Wachstum ermöglichen?
Am Ende haben sich acht Tugenden einer Wachstumskultur herauskristallisiert. Sie sind unser Kompass – für eine Kultur, die Menschen, Teams und Unternehmen über sich hinauswachsen lässt.
Dein Kompass der Führung
Im Norden zeigt der Kompass auf den Großen Traum – und auf die Tugend:
Demütige Ambition
Gute Wachstumskulturen haben immer einen großen Traum, eine Vision, eine Mission – ihren Nordstern.
Zum Leben erweckt wird dieser Traum durch die Demütige Ambition: Nach den Sternen greifen – und gleichzeitig wissen, wie schwer das ist. Verstehen, dass wir es nur gemeinsam schaffen können.
Demütige Ambition ist das perfekte Gegengift zu Mutlosigkeit und Selbstüberschätzung.
Im Süden steht das Wachstumsmindset - und die Tugend:
Konstantes Lernen
Die demütige Ambition weist den Weg in die Zukunft. Mit dem Konstanten Lernen lernen wir aus der Vergangenheit und wachsen über uns hinaus. Persönliches und organisatorisches Wachstum entsteht nur durch Lernen – besonders aus Fehlern. Lernen erfordert Vertrauen in die eigene Entwicklung und klugen Umgang mit Wissen. Dort, wo konstantes Lernen gelebt wird, haben Resignation und Ignoranz keinen Platz.
Die 3 Tugenden im Westen des Kompasses prägen unser Offenes Herz – sie stehen für die Menschlichkeit der Führung.
Respekt & Wertschätzung
Wir begegnen uns mit Respekt und Wertschätzung. Echte Wertschätzung bedeutet, Menschen mit Mitgefühl und Respekt zu begegnen. Respektbasiert auf Fairness und echter Augenhöhe. Leistungen und Erfolge werden anerkannt und gefeiert.
Diese Tugend ist das Gegengift zu Gleichgültigkeit undDemütigung.
Tiefe Verbundenheit
Wir fühlen uns quer über das Unternehmen hinweg verbunden, statt Verbundenheit nur innerhalb unserer engeren Teams und Silos zu erfahren. Unser tiefes gegenseitiges Vertrauen fördert Risikobereitschaft und Innovation und schafft damit ein unterstützendes Umfeld für Wachstum.
Tiefe Verbundenheit ist damit das perfekte Gegengift zur Zerstrittenheit und Feindbildern.
Authentische Vielfalt
Wachstumskulturen sind vielfältig – kulturell, aber vorallem in ihrer Diversity of Mindset. Die Unterschiedlichkeit wird als Bereicherung erlebt, weil sie uns zu klugen Entscheidungen bringt. Authentisch ist diese Vielfalt, weil sie aus dem tiefen Herzen gelebt wird. Es geht nicht darum irgendwelche Quoten zu erfüllen - die in dem Moment aufgegeben werden, indem der äußere Druck wegfällt.
Wo Authentische Vielfalt gelebt wird, ist kein Platz für das übermäßige Verfolgen von Partialinteresse und Dominanzkultur.
Die drei Tugenden im Osten sind unser Starker Rücken und stehen für Tatkraft und Performance.
Radikale Aufrichtigkeit
Wir stellen uns schonungslos der Realität. Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz prägen unsere Zusammenarbeit und Kommunikation. Feedback hat einen festen Platz im Alltag. Getragen von Mut und Klugheit werden Probleme offen adressiert und schnell gelöst.
Radikale Aufrichtigkeit ist das Gegengift zu Verdrängung und Fake News.
Selbstverantwortung
In unseren Organisationen übernehmen wir konsequent Verantwortung für unser Handeln. Wir ermutigen Menschen und Teams Verantwortung zu übernehmen und sich der Rechenschaft zu stellen. Mit bestem Resultat: Menschen, denen vielzugetraut wird, leisten auch viel.
Diese Tugend ist das Gegengift zu Schuldzuweisungenund blindem Gehorsam.
Disziplinierter Fokus
Eine Sache, richtig gemacht! Wir arbeiten diszipliniert und fokussiert. Wenige, klare Prioritäten werden systematisch und ergebnisorientiert abgearbeitet. Damit sind wir schneller als Unternehmen, die alles gleichzeitig machen und nichts zu Ende bringen.
Disziplinierter Fokus verdrängt Prokrastination und Bulldozer-Aktionismus.
Die Goldene Mitte finden
Damit ist der Kompass komplett:
Im Norden der Große Traum, der mit der Tugend der demütigen Ambition.
Im Süden das Wachstums-Mindset, mit dem Konstanten Lernen.
Im Westen das offene Herz mit den Tugenden Respekt & Wertschätzung, Tiefer Verbundenheit und Authentischer Vielfalt.
Im Osten der starke Rücken mit der Radikalen Aufrichtigkeit, Selbstverantwortung und dem Disziplinierten Fokus.
Das eine funktioniert nicht ohne das andere:
Ohne Lernen keine Zukunft. Ohne Hoffnung auf Zukunft kein Lernen.
Und nur dort, wo Menschlichkeit und Tatkraft zusammenkommen, entsteht echtes Wachstum. Wer sich gesehen fühlt, zeigt Mut. Wer selbstwirksam ist, wird offen für andere Menschen.
Zusammen sind die 8 Tugenden sind das Gegengift zur Lethargokratie und MAGA-Manie.
Sie entsprechen der aristotelischen Idee von Tugend: Die goldene Mitte – jenseits von Übermaß und Mangel. Eine Mitte, die den Riss in unserer Gesellschaft heilt.
Lass uns gemeinsam eine solche Kultur gestalten: Eine Kultur, die Menschen aufrichtet und in der Wachstum möglich wird – individuell, im Team, im Unternehmen. Denn jede große Veränderung beginnt im Kleinen.
In unseren Familien. In unseren Teams. In unserer Führung.
Und nun zu dir!
Wo steht dein Herz gerade: Eher auf der Seite der Lethargokratie oder der MAGA-Manie?
Was lösen die 8 Tugenden einer Wachstumskultur in dir aus?
Welche der Tugenden spricht die am meisten an? Gibt es auch eine Tugend, die Ablehnung in dir auslöst? Warum?
Mit welcher eigenen Maßnahme kannst du die Tugenden ab sofort besser leben?
Hier gibts mehr dazu…
Schaffe eine Wachstumskultur. Eine starke Wachstumskultur ist der Nährboden für High Performance. Sie lässt jeden einzelnen, euer Team und euer Unternehmen über sich hinauswachsen.
Wenn sich die Musik aus dem Samen einer kleinen Melodie immer weiter entfaltet. Wenn ich vor lauter Groove meine Füße nicht mehr stillhalten kann.
Ich liebe die Kreativität des immer neuen Erfindens, der Improvisation und Weiterentwicklung. Das Zusammenspiel ganz unterschiedlicher Musiker, die auf Basis eines kleinen gemeinsamen Nenners großartige neue Stücke erschaffen.
Und ich bin davon überzeugt, dass wir in der Teamführung unglaublich viel vom Jazz lernen können. Denn Jazz Combos sind echte High Performance Teams.
Aber was macht diese Teams aus? Wie kommen sie in den Groove? Und was ist die Rolle ihres Leaders? All das liest du in diesem Blogartikel.
So What?
Du willst wissen, was echten Groove ausmacht? Dann hör dir mal „So What“ von Miles Davis an – ein geniales Stück, zu seiner Zeit revolutionär.
Und das Erstaunlichste? Es war einFirst Take. Vor der Aufnahme hatte dieses Stück noch nie jemand gespielt. Nie. Es gab die Melodie von Miles – mehr nicht. Alles andere war spontane Entwicklung, pure musikalische Exploration.
Hier geht‘s zur Aufnahme auf Spotify. Hör mal rein. Es ist unglaublich.
Bill Evans am Klavier beginnt mit ein paar zarten, impressionistischen Tönen – vorsichtig tastend, als würde er den neuen Klangraum ausloten. Dann setzen Schlagzeug (Jimmy Cobb) und Bass (Paul Chambers) ein. Die ersten Takte der Melodie erklingen, ganz schlicht. Wenig später steigen die Bläser ein: Miles Davis (Trompete), John Coltrane (Tenorsaxophon), Cannonball Adderley (Altsaxophon).
Die Melodie? Simpel, fast minimalistisch: ein einprägsames Frage-Antwort-Muster. "da-da-da-da-da-da-daaa."– "Baaah...Baaah!"
Nur zwei Akkorde, die jeweils für acht Takte gehalten werden. Mehr braucht es nicht für eines der größten Stücke der Jazzgeschichte. Und trotzdem entsteht in Sekunden ein Groove. Ich wette, schon nach wenigen Takten kannst du deine Füße nicht mehr stillhalten.
Nach eineinhalb Minuten ist das musikalische Fundament gesetzt – jetzt beginnt die Magie der Improvisation.
Miles Davis übernimmt das erste Solo. Das Schlagzeug hält den Takt, Bill Evans gibt feine harmonische Impulse. Die anderen Bläser? Sie stehen entspannt dabei und warten. Jetzt ist Miles’ Moment – später werden sie an der Reihe sein.
Zwei Minuten pure Energie. Dann übernimmt der nächste. Jeder bringt seine eigene Persönlichkeit in den Sound ein:
🎺 Miles Davis – lyrisch, reduziert, fast meditativ. 🎷John Coltrane – explosiv, harmonisch dicht. 🎷Cannonball Adderley – voller Blues- und Bebop-Elemente. 🎹 Bill Evans – impressionistisch, fließend.
Keiner spielt für sich allein. Das Schlagzeug hält alles zusammen, die Mitspieler setzen Akzente, geben Impulse, reagieren. Nach acht Minuten kehren alle gemeinsam zur Melodie zurück und finden – scheinbar mühelos– einen perfekten Abschluss.
Was für ein Genuss!
Der Prozess hinter dem Jazz
Was sich nach freier Improvisation anhört, funktioniert nur, weil Jazzmusiker einer klaren und bewährten Struktur folgen. Eine Struktur, die genauso für High-Performance-Teams funktioniert:
Der Band Leader stellt das Team zusammen und steuert den Prozess. Er gibt die richtigen Impulse, lässt dem Team aber auch Raum zur Entfaltung.
Eine kleine, diverse Combo – meist 3 bis 8 Mitspieler. Idealerweise alle Meister ihres Fachs, jeder mit einer eigenen, unverwechselbaren Rolle. Und doch: kein Ego-Trip, sondern echtes Zusammenspiel.
Das Zusammenspiel startet mit einer Synchronisation des Teams. Bevor es losgeht, groovt sich die Band ein – in Rhythmus, Klang und Melodie.
Dann beginnt die Improvisation – die eigentliche Entwicklung des Themas. Ohne gemeinsames Verständnis wäre das Chaos vorprogrammiert. Mit Klarheit jedoch entsteht Magie.
Schließlich gibt es einen Meta-Prozess: Gemeinsames Wachstum. Nach jedem Spiel reflektiert die Band, was funktioniert hat und wie das Zusammenspiel noch besser wird.
Eine einfache, aber kraftvolle Struktur, in der Großartiges entstehen kann. Und sie funktioniert nicht nur im Jazz, sondern genauso in deinem Unternehmen.
Denn auch ihr startet mit einer Idee. Alles andere entwickelt sich erst auf dem Weg. Und jeder neue Schritt ist ein First Take. Der kann klappen, wenn alle aufeinander hören, sich einbringen und dem Prozess vertrauen. Oder er kann scheitern, wenn Chaos oder Ego die Überhand gewinnen.
Nutze den Jazz-Prozess, um dein eigenes High-Performance-Team in den Groove zu bringen!
Inspirierender Band Leader
Die Aufgaben eines Bandleaders – und eines Team Leads – sind vielseitig. Du bist Dirigent, Visionär, Kommunikator und manchmal sogar Psychologe. Und das in einer Doppelrolle: Leader und Mitspieler auf Augenhöhe.
Ausrichtung festlegen. Du bestimmst die grundsätzliche Ausrichtung des Teams. In einem dynamischen Umfeld kann sich die Ausrichtung regelmäßig ändern. Idealerweise hast du ein gutes Gespür dafür, was (und wen) der Markt und dein Unternehmen jetzt brauchen.
Das richtige Team zusammenstellen. Du begeisterst die richtigen Menschen für dein Team. Top Leader wie Miles Davis haben ein unglaubliches Händchen für junge Talente, die nicht nur Kompetenz mitbringen, sondern immer wieder frische Impulse liefern.
Den Teamprozess steuern. Gute Leader schaffen Strukturen, in denen sich ihre Teammitglieder frei entfalten können. Innovation braucht einen sicheren Raum. Der wichtigste Hebel? Eine klare, gemeinsame Team-Charta, die Orientierung gibt, ohne Kreativität einzuschränken.
"He’d just look at you a certain way, and you knew what to do."
Wayne Shorter über Miles Davis
Führen ohne große Worte. Top-Leader vertrauen der Eigendynamik eines gut aufgestellten Teams. Wenn die richtigen Leute gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten, entsteht Flow. Fun Fact zur Aufnahme von So What?: Während John Coltrane und Cannonball Adderley improvisieren, stellt sich Miles Davis an den Rand, zündet sich eine Zigarette an und beobachtet. Kein Eingreifen nötig. Er weiß: Die Musik entfaltet sich von selbst.
Das nächste Level erreichen: Großartige Teams stagnieren nicht – sie wachsen. Deine Aufgabe als Leader: Herausfordern, dafür sorgen, dass niemand es sich in der Komfortzone gemütlich macht.
Kleines, diverses Team
Ein echtes High-Performance-Team zeichnet sich durch enge Zusammenarbeit, hohe Eigenverantwortung und schnelle Entscheidungsfindung aus. Um das zu erreichen, braucht es zwei Dinge: Kompakte Größe und Vielfalt.
Es gibt einen guten Grund, warum Jazz-Combos maximal 8 Mitspieler haben: 🎵 Zu viele führen zu Chaos. 🎵 Zu wenige schränken die Vielfalt ein. Dasselbe gilt für High-Performance-Teams - 8 Mitglieder sind das Maximum.
Wichtig ist auch die Vielfalt einer Jazz-Combo: Jedes Instrument ist nur einmal vertreten. Die unterschiedlichen Klangfarben machen die Musik lebendig – genau wie unterschiedliche Perspektiven euer Leadership Team bereichern.
Trotz aller Improvisation braucht es klare Verantwortlichkeiten, damit das Team nicht auseinander fällt. Im Jazz sind das die Melodieinstrumente, die das Thema prägen, die Rhythmusgruppe, die für den Drive sorgt und die Akkordinstrumente, die für die harmonische Struktur sorgen.
Definiert gemeinsam eure Rollen im Team.
Die funktionale Rolle ist klar: Welchen Bereich vertrete ich?
Die soziale Rolle braucht mehr Feingefühl: Wie trage ich mit meinen Stärken zur Dynamik im Team bei? Hier helfen Ansätze wie das Teamrollen-Modell von Belbin oder der Clifton-Strength-Finder.
Das Ziel einer guten Teamaufstellung: Ein Team, das sich gegenseitig ergänzt – statt sich im Weg zustehen.
Synchronisierung des Teams
Jazz Combos improvisieren mit einer unglaublichen Freiheit. Doch diese Freiheit funktioniert nur, weil sie auf einer minimalen, aber unverhandelbaren Struktur basiert. Im Jazz wird diese Minimalstruktur in den sogenannten „Lead Sheets“ festgehalten. Eine Seite, die Melodie, der Takt, die Akkorde in vereinfachter Notation. Die Quintessenz des Grooves.
Hier das Lead Sheet von „So What“:
Die Melodie – Eure Mission
Die Melodie ist der rote Faden, den jeder kennt und umspielt. Sie wird am Anfang einmal durchgespielt und taucht dann immer wieder in Stücken oder Variationen auf. Eure Melodie ist die Mission eures Leadership Teams. Ein gutes Zusammenspiel ist nur möglich, wenn ihr eine gemeinsame Story habt, die jeder in jedem Detail versteht.
Wie definiert ihr eure Mission?
Identifiziert eure internen und externen Stakeholder: Beirat, Kunden, Teams…
Überlegt, wie ihr sie mit eurer Arbeit unterstützen wollt.
Fasst eure Überlegungen in einer knackigen Mission zusammen: Das ist unser Job. Das wollen wir als Team für das Unternehmen erreichen.
Die Akkorde - Eure gemeinsamen Werte.
Akkorde bestehen aus mehreren Tönen, die harmonisch zusammenklingen. Das Wort stammt vom lateinischen „accordare“ – „in Übereinstimmung bringen“.
Jeder Jazzer kennt die passenden Akkorde und kann innerhalb dieser Tonräume frei wählen. Das ist die Magie der Improvisation: Jeder spielt individuell – doch durch das gemeinsame Verständnis der Akkordfolgen klingt es immer richtig.
Die Akkorde der Führung sind eure gemeinsamen Werte - das Fundament eurer harmonischen Zusammenarbeit. Doch Werte allein reichen nicht – entscheidend ist:
Welche Haltungen und Verhaltensweisen passen zu diesen Werten?
Wie setzen wir unsere Werte im Alltag praktisch um?
Das sind eure Arbeitsprinzipien – die gelebte Umsetzung eurer Werte.
Der Rhythmus: Eure Meeting-Kadenz.
Während sich die Melodie weiterentwickelt und variiert, bleibt der zugrundeliegende Rhythmus konstant. Er ist der Taktgeber, der alles zusammenhält.
One of the biggest advantages that startups have, is execution speed. And you have to have this relentless operating rhythm.
Sam Altman, President Y-Combinator
Euer Rhythmus ist eure Meeting-Kadenz – die Struktur eurer Zusammenarbeit:
Weeklies – für operative Themen und Fortschritt-Checks.
Monthlies (halbtägig) – für größere strategische Projekte.
Quarterlies & Jahres-Meetings – um Vision und Strategie zu schärfen.
Viele Leadership-Teams verzichten aus Zeitgründen auf einen festen Meeting-Rhythmus. Die Folge? Ad-hoc-Entscheidungen für das Dringliche, aber kein Raum für das Wichtige. Ohne klare Abstimmung entstehen Missverständnisse – und das Team verliert an Synchronisation.
Das Leadsheet eures Teams: Die Team Charta
Das Team-Äquivalent zum Lead Sheet ist eure Team-Charta. (Hier der Zugang zu einem Template: Deutsch / Englisch).
Ein gemeinsames Dokument, das alle zentralen Vereinbarungen festhält:
Stakeholder & Mission – Wofür stehen wir?
Werte & Arbeitsprinzipien – Wie arbeiten wir zusammen?
Meeting-Kadenz & Struktur – Was ist unser gemeinsamer Takt?
Und das jedes Teammitglied unterschreibt – als klares Commitment zu dieser Arbeitsweise. Genau diese minimale, aber unverhandelbare Struktur ermöglicht großartige Improvisation – und echte Innovation. Aus dem Stand.
Gemeinsame Unternehmensentwicklung
Wenn ihr das Team zusammengestellt und den Rahmen der Zusammenarbeit definiert habt, beginnt das eigentliche Zusammenspiel –und mit ihm die Improvisation.
Ein gutes Leadership-Team ist wie ein CEO in Großformat– es übernimmt gemeinsam die Aufgaben, die sonst auf eine einzelne Führungsperson konzentriert sind.
Hinter all diesen Aufgaben stehen vier Kernkompetenzen:
Chancen und Risiken identifizieren. Nehmt euch immer wieder Zeit, um die Signale aus dem Markt und dem Team zu reflektieren: Was passiert gerade? Wo ergeben sich neue Chancen? Welche Risiken müssen wir aktiv managen?
Konflikte lösen. Unterschiedliche Perspektiven führen zwangsläufig zu Spannungen. Ein starkes Führungsteam schafft einen sicheren Rahmen, in dem Konflikte konstruktiv und kreativ gelöst werden.
Entscheidungen treffen. Entscheidungen sind das Endprodukt eurer Zusammenarbeit. Sie sollten mutig, klar und umsetzungsorientiert sein. Mehr dazu findest du hier.
Umsetzung nachhalten. Euer Leadership-Team ist die höchste Instanz der Accountability. Stellt euch immer wieder die Fragen: Wird das, was wir beschlossen haben, auch umgesetzt? Bringen wir genügend Tempo in die Organisation? Hier mehr zum Thema Accountability.
Die Führung eines High-Performance-Teams ist eine Kompetenz für sich. Und wie jede Führungskompetenz: Man kann sie lernen.
Reflektiert eure Zusammenarbeit regelmäßig:
lndividuell – durch klare und wertschätzende Feedbacks.
Als Team – durch regelmäßige Retros.
Beides, Feedback und Retros, sollten einen festen Platz in euren Meetings haben. Lernt aus euren Misserfolgen, feiert eure Erfolge und werdet damit gemeinsam immer besser.
Der Groove eines starken Leadership-Teams
Jazz ist nicht nur Technik – es ist vor allem Spielfreude, Flow und das tiefe Vertrauen ins Zusammenspiel. Genau das macht auch ein großartiges Leadership-Team aus: Eine Gruppe starker Teamplayer, die sich gegenseitig inspirieren, fordern und gemeinsam etwas Größeres schaffen.
Hier der Prozess nochmal im Überblick:
Wie in einer Jazz-Combo geht es nicht darum, perfekt zu spielen – sondern darum, einander zuzuhören, Impulse aufzugreifen und den richtigen Groove zu finden. Manchmal trifft jemand eine unerwartete Note – und genau daraus entsteht etwas Magisches.
Miles Davis bringt das auf den Punkt:
Anybody can play. The note is only 20 percent. The attitude of the motherfucker who plays is 80 percent.
Miles Davis
Team Leadership ist kein starres Konzept, sondern lebendige Improvisation. Wenn ihr euch als Team aufeinander einlasst, mit Neugier experimentiert und euch in eurer Rolle frei entfaltet, dann werdet ihr nicht nur effizienter – sondern auch kreativer, mutiger und letztlich: besser.
Also, stellt euch auf, hört aufeinander – und findet euren ganz eigenen Groove. 🎶🔥
Viel Spaß beim Spielen!
Key Take Aways
Jazz-Combos sind echte High-Performance-Teams: Sie liefern Spitzenleistungen mit minimalen Regeln, maximaler Eigenverantwortung und einem perfekten Zusammenspiel.
Diese 5 Jazz-Prinzipien bringen dein Team in den Groove:
💡 1. Sei der Band Leader, nicht der Dirigent.
Deine Aufgabe ist es, das Team zusammen zustellen, den Rahmen zu setzen und die Zusammenarbeit zu moderieren. Führung heißt nicht Kontrolle, sondern Vertrauen und Empowerment.
💡 2. Setze auf ein kleines, diverses Team.
3 bis maximal 8 Personen mit individuellen Stärken und Stilen. Jeder hat eine klare Rolle und bringt sich aktiv ein – für ein gemeinsames Meisterwerk.
💡 3. Synchronisiert euch mit minimalen Regeln.
Mit einer klaren Team-Charta legt ihr fest: Die Mission & Aufgaben des Teams, die Werte & Prinzipien, aus denen ihr miteinander arbeitet, den Rhythmus & die Struktur eurer Zusammenarbeit. Mehr braucht es nicht für ein exzellentes Zusammenspiel.
💡 4. Improvisiert gemeinsam und schafft Großes.
Innovation und Unternehmensentwicklung entsteht in der Zusammenarbeit und im kritischen Diskurs. Lernt, Konflikte kreativ zu lösen und gemeinsam mutige Entscheidungen zu treffen.
💡 5. Reflektiert regelmäßig eure Zusammenarbeit.
High Performance verlangt kontinuierliches Lernen. Gebt euch Feedback, macht Retros, feiert Fortschritte und entwickelt euch stetig weiter.
Und nun zu dir!
Wie divers ist dein Team, haben alle klare Rollen?
Was ist eure gemeinsame Mission und Vision? Kennt sie jeder?
Was ist euer Rhythmus? Wie taktet ihr eure Zusammenarbeit?
Was sind eure Werte und Arbeitsprinzipien?
Bist du Manager oder ein echter Band Leader?
Hier gibts mehr dazu…
Deine 7 Jobs als Gründer-CEO. Du hast es geschafft. Deine Company hebt ab. Du machst immer weniger selbst. Aber was ist jetzt dein Wert? So unterstützt du dein Team als Gründer-CEO.
Positives Feedback ist besser als Sex und Geld, hat die Ausnahme-Unternehmerin May Kay Ash einst gesagt:
„There are two things people want more than sex and money… recognition and praise.” sagt die Unternehmerin May Kay Ash.
Yes, Yes, Yes! Dem stimme ich zu 100% zu.
Neulich im Coaching erzählte mir ein Coachee von seinem Führungsproblem: „Mein Team ist irgendwie demotiviert. Ich verstehe es nicht – ich habe ein super Team, die Ziele sind klar, die Prozesse funktionieren, aber trotzdem fehlt die Energie.“
Ich fragte nach: „Wann hast du dem Team zuletzt gesagt, dass es super ist?“
Es folgte eine lange Pause. Dann kam die ehrliche Antwort: „Hmm, eigentlich nie. Gute Arbeit ist doch der Standard. Dafür zahle ich doch.“
Argh!
Genau hier liegt der Knackpunkt.
Positives Feedback ist eines der kraftvollsten Führungsinstrumente. Es schafft Vertrauen, motiviert und prägt eure Unternehmenskultur.
Mein Coachee hat es ausprobiert und war begeistert. Der Spaß ist zurückgekehrt - für ihn und das Team.
Lies in diesem Blogartikel, was du mit positivem Feedback erreichen kannst und wie du es am besten aufbaust.
Lass dich inspirieren –und starte deine persönliche Leadership-Reise! Your Journey far Beyond!
Positives Feedback = Dopamin Flash
Es ist wissenschaftlich belegt: Unser Gehirn ist auf positive Verstärkung programmiert. Dopamin wird ausgeschüttet, wenn wir Anerkennung erfahren – das sorgt für Motivation und stärkt neuronale Verbindungen. Positives Feedback ist also nicht nur nett, sondern wirkt buchstäblich auf unser Gehirn!
(Selbst-)Vertrauen. Positives Feedback zeigt uns, was wir bereits gut machen, gibt uns Sicherheit, zeigt die Bedeutung unserer Arbeit und schafft Verbundenheit. Damit ist positives Feedback ein wesentlicher Hebel für den Aufbau von Vertrauen: Das Vertrauen deines Gegenübers in sich selbst und das Vertrauen zwischen euch.
Motivator Nr. 1. Positives Feedback motiviert und verstärkt unser Verhalten. Für echte Anerkennung gehen wir gerne die Extrameile. Was gelobt wird, machen wir gerne wieder. Es schafft ein „Hin zu“.
Und ist damit viel mächtiger als negatives Feedback. Denn negatives Feedback hat einen problematischen Nebeneffekt: Es sorgt nicht nur dafür, dass der konkrete Fehler gemieden wird, sondern oft auch die gesamte Situation – inklusive allem, was eigentlich gut war.
Negatives Feedback = weg von! Ich habe das jüngst selbst erlebt: Nach einem Workshop, indem ich etwas Neues ausprobiert hatte, bekam ich vom Kunden eine negative Rückmeldung auf eine spezifische Situation. Völlig gerechtfertigt und sehr höflich geäußert – und doch war meine intuitive Reaktion: Flucht! Diese Art von Workshop mache ich nie wieder!
Doch genau das wäre der falsche Schlussgewesen. Nach ein paar tiefen Atemzügen habe ich stattdessen das Feedback reflektiert, es eingeordnet und den nächsten Workshop dieser Art bewusst weiterentwickelt. Und der war dann einfach nur super! 😉
Die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit
So sehr wir uns nach positivem Feedback sehnen: Wir geben es zu selten und tun uns oft auch schwer, es anzunehmen. Vor allem dann, wenn es vage oder übertrieben ist: Lobhudeleien wie: "Was du machst, ist mega!" oder "Du bist toll!" klingen zwar nett, verpuffen aber schnell.
Gutes (und schlechtes) Feedback basiert auf unbestreitbaren Wahrheiten:
Daten & Fakten: Beschreibe die Situation im Feedback so faktenbasiert und spezifisch wie möglich. Stell dir vor, jemand hätte die ganze Szene gefilmt. Dann kann keiner sagen: So ist das nicht, das ist nur bla bla…
Emotionen: Welche positiven Gefühle hat das Verhalten in dir ausgelöst? Deine Emotionen kann niemand infrage stellen. Im Gegenteil, wir freuen uns, wenn wir gute Gefühle auslösen.
Wirkung, statt Absicht: Beschreibe im Feedback immer die Wirkung, die die Situation auf dich hatte. Unterlasse dagegen Mutmaßungen zu den Absichten deines Gegenübers, wie „Du wolltest das erreichen…“, denn wir wissen eben nicht, was sich unser Gegenüber dabei gedacht hat.
Vom Feedback zum Feedforward
Ein gutes Feedback geht immer über die eigentliche Situation hinaus.
Das klassische Feedback sagt „Das war gut (oderschlecht)“. Damit bleibt es einfach im Jetzt stehen.
Ein Feedforward bringt die Energie nach vorne, anstatt nur auf Vergangenes zu reagieren. Es macht Feedback zukunftsorientiert, stärkt die Eigenverantwortung und fördert diei persönliche Entwicklung.
Positives Feedback gibst du am besten in der gleichen Struktur wie negatives Feedback: Im „SBI-D“-Format (hier eine detaillierte Beschreibung):
Schritt 1: Situation
Starte mit einer klaren, spezifischen Beschreibung der Situation und hole dein Gegenüber zurück zum Moment des positiven Verhaltens. Mit einem kurzen Augenkontakt stellst du sicher, dass ihr gedanklich in der gleichen Situation seid:
„Vorhin, beim Meeting mit dem Kunden …
Schritt 2: Behaviour
Gib als Nächstes eine neutrale, faktenbasierte Beschreibung des beobachteten Verhaltens. Beschreibe ggf. auch wie etwas gesagt wurde: Körpersprache, Tonfall, Wortwahl. Aber vermeide es, zu interpretieren. Checke wieder, ob dein Gegenüber sein Verhalten wieder erkennt.
…hast du die Fragen der Kunden schnell und entspannt beantwortet…
Schritt 3: Impact
Im dritten Schritt wechselst du den Gang. Weg von den Fakten, hin zu den Emotionen und Gedanken, die das Verhalten in dir ausgelöst hat. Wenn du die Perspektive einer dritten Partei reflektierst: Mach klar, dass es dein Eindruck ist.
…Ich habe gespürt, dass der Kunde richtig zufrieden war, dass wir seine Bedürfnisse verstanden haben. Das macht mich sehr glücklich.
Schritt 4: ATEMPAUSE.
Jetzt bloß nicht sofort weiter im Text!
Der „Bindestrich“ ist eure Atempause.
Gib deinem Gegenüber Zeit, das positive Feedback sacken zulassen. Lass sie das Feedback richtig genießen! Wenn du schnell weiter hetzt, nimmst du dem Feedback seine Power.
Schritt 5: Development
Schon mit den ersten drei Schritten hast du viel erreicht. Sicher wird deine Kollegin das gelobte Verhalten nun gerne wiederholen.
Noch mehr erreichst du, wenn du sie im letzten Schritt dazu anregst, das Verhalten auf das nächste Level zu bringen. Damit wird das Feedback zum Feedforward.
Hier helfen Coaching Fragen:
Hast du eine Idee, wie du auf diesem Erfolg aufbauen kannst?
Welchen nächsten Entwicklungsschritt nimmst du dir vor?
Kannst du diese Erfahrung an das Team weitergeben?
Dir fällt sicher noch was ein.
Do: Häufig und Öffentlich
5,6:1. Das ist laut einer Studie von Emily Heaphy und Marcial Losada das durchschnittliche Verhältnis von positiven zu negativen gegenseitigen Bemerkungen in High Performance Teams. Viel hilft viel. Mit positiven Bemerkungen und gegenseitigem Lob bestärken wir uns gegenseitig.
In Low Performance Teams lag dieser Ratio nur bei 0,36:1. Es wurde dreimal mehr kritisiert als gelobt. Ehrlich gesagt würde auch mir die Lust auf Leistung vergehen, wenn nur rumgenörgelt wird.
Fun fact: Eine Studie von John Gottmann zeigt ähnliches für Ehepaare: In sehr guten Ehen liegt das positiv:negativ Ratio bei 5:1. Ein Ratio von 0,77:1 ist hingegen ein ziemlich sicherer Indikator für eine spätere Scheidung.
Vorhang auf für Lob. Positives Feedback ist besonders wirksam, wenn du es vor Publikum aussprichst. Dann verdoppelt sich sein Hebel. Mit dem öffentlichen Lob zeigst du, dass du es wirklich ernst meinst – denn du sprichst es ja vor Zeugen aus. Gleichzeitig zeigst du auch allen anderen, welches Verhalten du schätzt. Du modellierst damit das gewünschte Verhalten und die Werte eures Unternehmens.
Don‘t: Sandwich
Vor ein paar Jahren war es noch angesagt, heute ist es ein echtes No No: Das Feedback-Sandwich. Ein negatives Feedback wird zwischen zwei positive Feedbacks gepackt. Die Idee: Das erste positive Feedback zeigt, dass wir es gut meinen. Dann kommt die Kritik. Und damit die nicht so bitter schmeckt, packen wir noch ein Zuckerl drauf.
Leider ist das eine ganz dumme Idee. Denn mit diesem Verfahren kommt weder das gute noch das schlechte Feedback zu seinem Recht. Das erste gute Feedback wird durch das nachfolgende schlechte entwertet. Und das zweite positive Feedback verhindert, dass sich dein Gegenüber adäquat mit dem kritischen Feedback auseinandersetzt.
Also: Ganz schnell wieder vergessen. Sei im Feedback immer spezifisch. Adressiere ein Thema nach dem anderen. So konkret wie möglich. Und gib deinem Gegenüber Zeit, das Feedback zu verarbeiten, es in neues Verhalten umzusetzen, bevor du das nächste drauf packst.
Los geht‘s!
So, genug erklärt. Jetzt geht es ins Doing. Über diese beiden Google Links kannst du dir das deutsche und das englische Template zur Vorbereitung deines Feedbacks herunterladen – und dann direkt durchstarten.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Key Take Aways
Feedback bedeutet nicht nur Rückmeldung, sondern echtes „Zurückfüttern“ – es nährt uns und stärkt unsere Entwicklung. Über die Anerkennung des Gegenübers schafft es (Selbst-)Vertrauen und Motivation.
Ein gut gemachtes, positives Feedback basiert auf unbestreitbaren Wahrheiten: Daten, Fakten und der emotionalen Auswirkung auf den Feedbackgeber. Lobhudelei verpufft, während konkrete, ehrliche Rückmeldungen tief wirken.
Das „SBI-D“-Modell hilft, positives Feedback kraftvoll zu gestalten:
Situation: Kurze Beschreibung des konkreten Kontexts
Development: Was bringt den Feedbacknehmer auf das nächste Level.
Lobe wie ein Profi:
💡5:1 ist das magische Verhältnis von positivem zu negativem Feedback in High-Performance-Teams. 💡Lob gehört in die Öffentlichkeit, Kritik ins Vier-Augen-Gespräch. 💡Das berüchtigte „Feedback-Sandwich“? Bitte sofort vergessen.
In einem Satz: Gutes Feedback inspiriert, stärkt Vertrauen und lässt Menschen über sich hinauswachsen. Mach’s konkret, ehrlich und oft! 🚀
Und nun zu dir!
Wie oft gibst du positives Feedback?
Was hindert dich daran, mehr positives Feedback zu geben?
Wie kannst du es zur Routine machen?
Hier gibts mehr dazu…
Ein gutes Feedback ist ein Feed Forward. Gutes Feedback ist wie ein kleines Coaching und bringt euch einen gewaltigen Schritt nach vorne. So geht es!
Danke für das Feedback! Kritisches Feedback löst starke Gefühle aus. Das ist ok. Lerne sie zu verstehen und in Aktion zu kommen.